Flyleaf - Memento mori
A&M / UniversalVÖ: 05.02.2010
Missionarsstellung
Seit Tim Burtons "Big Fish" ist bekannt, dass sich Papageien im Kongo über alles Mögliche unterhalten. Politik, Filme, Mode. Nur nicht über Religion. "Man weiß nie, wem man auf die Füße tritt." Beim Menschen verhält es sich freilich anders, und es ist auch gut, den Dialog zu pflegen. Problematisch wird die Sache nur, wenn Menschen ausschließlich über Religion reden - und dann auch noch in Monologform. Auf dem zweiten Album von Flyleaf fängst das mit allerlei heiligem Name Dropping in den Texten an, zieht sich bis in die kleinsten Danksagungen des Booklets und hört nicht mal in Interviews auf. Das ist zum Glück nicht einmal im Ansatz so merkwürdig wie die Volxbibel, aber mit den etwas ausgeleierten Alternativegitarren wird auch niemand unter der Kirchenbank hervorgeholt.
"Memento mori" steckt den Sand in den Kopf und tummelt sich dann in diesen angestaubten Genrekonventionen. So braucht es natürlich eine Spieluhr am Ende von "Swept away", die nach den harten und gemeinen Grunzern am Anfang noch einmal auf den weichen Kern hinweisen will. Denn die steinige Außenhülle entstand durch das ewige Reiben der Emotionen am Alltag. Allerdings ist auch das nur eine Fassade, die Flyleaf nutzen, um authentisch zu erscheinen. Dann schon eher "Tiny heart", das poppiger sein möchte, als es sein darf. Ansonsten aber sind es wieder und wieder breite Gitarren, die sich einfallslos auf die Knie werfen, und ein stumpfes Schlagzeug, das den Hintergrund bildet, auf denen sich Laceys angenehmes Organ erstaunlich ausbreiten kann. Die meisten guten Momente geschehen genau dann, wenn etwa "Again" doch mal die Gitarren für eine Strophe vom hohen Ross holt und sich die Stimme zwar nicht außergewöhnlich, aber doch nett räkelt, um dann die Woge des Refrains mitzunehmen.
Auch "The kind" macht Spaß, wenn für einen kurzen Moment ausgeblendet werden kann, dass solche Spannungsbögen und Melodien schon im Alten Testament standen. Die Stimme presst sich vor die E-Gitarren, und die Dynamik entfaltet sich in den kurzen Momenten, in denen sie sich in die Seile wirft, überaus druckvoll. Auch das sonst unauffällige Schlagzeug tickt düster-fröhlich vor sich hin. Doch es bleibt trotzdem nicht aus, dass die vierzehn versammelten Rosenkränze verpuffen. Denn die Antwort ist immer im Glauben zu finden. Sämtliche Symbolik ist dem christlichen Kontext entnommen, so dass es auch dort kaum etwas zu entdecken gibt. Hinzu kommt, dass ein gewisses Maß an dunkler Romantik erfüllt sein will, damit die gute Nachricht auch noch beim Letzten im Hirn schallt. "Memento mori" verweilt in seiner Missionarsstellung und kommt sich dabei ganz groß vor - ohne zu merken, dass es doch nur eins ist in jeglicher Hinsicht: Gewöhnlich. Dafür drei Akkorde und ein Halleluja.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The kind
Tracklist
- Beautiful bride
- Again
- Chasm
- Missing
- This close
- The kind
- In the dark
- Set apart with dreams
- Swept away
- Tiny heart
- Melting (interlude)
- Treasure
- Circle
- Arise
Im Forum kommentieren
kareena
2010-06-15 15:37:13
ich mag am meisten in the dark und swept away
the kind finde ich auch noch gut
debü
2010-02-22 12:19:40
Ne dat debü is immer noch am besten!!!!!
sony
2010-02-22 12:16:53
Mir gefällts auch ganz gut.
Beautiful bride is immer noch am besten :-)
gazak
2010-02-09 14:34:44
Gibts hier auch ein paar Flyleaf-Fans?
Wer hat denn schon die neue Platte Memento Mori?
Hab sie seit gestern und kann bis jetzt nix schlechtes sagen.
"CHASM" hab ich schon den ganzen Tag im Ohr.
Wird wohl eins meiner Lieblingslieder.
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