General Fiasco - Buildings

Infectious / PIAS / Rough Trade
VÖ: 26.03.2010
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Die Jungen irren

Einmal Hinhören, das reicht. Gestern noch in der Bar ums Eck gesessen, Weizenbier für 2 Euro genossen und versucht, dem Kerl gegenüber zuzuhören, wie er von seiner äußerst interessanten Bachelor-Arbeit erzählt. Und dabei nicht zu gelangweilt auszusehen. Und dann ist es plötzlich, als habe jemand auf Pause geschaltet, eine Urgewalt trifft das Hörorgan, die Beine wissen nicht mehr stillzustehen. Dieser eine Song, der da gerade läuft, wer singt den? Wie heißt er? Warum kannte ich ihn nicht schon vorher? Damit ist der Abend gelaufen. Mister Bachelor von gegenüber hat endgültig verloren, das Weizen schmeckt auf einen Schlag schal, die anderen Menschen in der Bar werden einfach ausgeblendet. Auf dem Nachhauseweg das nagende Gefühl der Unwissenheit. Wer könnte das gewesen sein? Konnte man einen Akzent raushören? Am nächsten Tag gesenkten Hauptes zurückgekehrt und beim Kellner nachgefragt. Eine wahre Geschichte.

So schnell kann es also passieren, eben etwa bei General Fiasco aus Nordirland, einer neuen, jungen, dynamischen Band, wie es sie mittlerweile zu Hundertschaften gibt. Und die auch den einen bestimmten und verflixt noch mal ohrwurmtauglichen Song im Repertoire haben, der den Kopf gleichermaßen erfrischend durchpustet und auf der anderen Seite doch nur zerstreut. Nun stehen General Fiasco mit ihrem ersten Album "Buildings" in den Startlöchern, und beruhigend sei zumindest gesagt: Der Kopf erholt sich dank dem Übergewicht gewöhnlicher Songs gegenüber den Ohrwürmern wieder recht schnell. Sicher, so ein Song wie "We are the foolish" schreibt sich nicht jeden Tag so einfach. Einer wie die anderen dann doch etwas leichter.

"We are the foolish" ist hier also der Opener, der den Stein ins Rollen bringt, bis er nach nur wenigen Metern schleppender wird und schließlich einfach zum Stillstand kommt. Während der Titeltrack "Builidings" noch recht entzückend entrückend daherkommt, mit den ruhigen, unheilsschwangeren Strophen und den herausbrechenden Refrains, reißt General Fiasco ein Song wie etwa "I'm not made of eyes" wieder tiefer in den Schlamassel. Das klingt nicht nur, als würde hier eine Schul-Rock-Pop-Band auf dicke Hose machen, das schmeckt derart unangenehm nach, dass man nicht mal mehr über den pseudo-philosophischen Titel lachen könnte. Songs wie das ruhige, mit Streichern untermalte "Sinking ships" und das rhythmisch zuckende "First impressions" sind auf Albumlänge zu sparsam gesetzt, als dass man über die Vielfalt an Lückenfüllern wie "Please take your time" einfach hinwegsehen könnte. Angesichts der schier erschlagenden Energie, die die Herren an den Tag legen, möchte man da fast Mitleid haben. Dass sie sich zu allem Überfluss sicher selbstironischerweise noch selbst als Fiasko bezeichnen, wirkt da schon fast selbstbezeichnend für das Debütalbum, das sicher ein tolles hätte werden können. Ganz ohne Ironie.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • We are the foolish
  • Buildings
  • Sinking ships

Tracklist

  1. We are the foolish
  2. Ever so shy
  3. Please take your time
  4. Buildings
  5. I'm not made of eyes
  6. Sinking ships
  7. Rebel get by
  8. Talk to my friends
  9. Dancing with girls
  10. First impressions
Gesamtspielzeit: 36:31 min

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