Lou Rhodes - One good thing
Motion Audio / Ninja Tune / Rough TradeVÖ: 12.03.2010
Im falschen Film
Lou Rhodes hat ein Problem. Weiterentwicklung ist nicht gerade ihre Stärke. Der Einfluss neuer, eigener Ideen und die Selbstreflexion zum Abbau alter Baustellen ... wollen wir gar nicht davon anfangen. Der Rezensent könnte an dieser Stelle auch heimlich Fragmente der Rezensionen zu den Vorgängeralben "Beloved me" und "Bloom" einflechten, sie würden passen wie die bekannte Faust aufs Auge. Zugegeben, ein wenig hat sie ja an ihrer Herangehensweise eines schlichten, unaufgeregten Folk-Pops ja gearbeitet. Mit einem kleinen Kammerorchester im Schlepptau will die frühere Lamb-Sängerin nun wandeln auf den Spuren von Nick Drake und dessen Debütalbum "Fives leaves left".
Aber Celli und Violinen, auf engstem Raum zusammengepfercht und für dezente wie langsame Schaubilder sorgend, machen bekanntlich noch keinen Nick Drake. "One good thing" ist ein einschlägiger Beweis dafür. Tragisch an ihrem dritten Soloalbum, an dem auch wieder Lamb-Mitspieler Andy Barlow beteiligt war, ist, dass jeder (ja, wirklich jeder) Beginn der elf Stücke hellhörig macht. Nehmen wir "Circles" als Beispiel, in dem die akustische Gitarre zu schnellem Fingerpicking in ein stilles, bestechend schönes Mantra verfällt. Allerdings, und das ist leider Programm auf "One good thing", nur für Sekunden. Dann erhält Rhodes selbst ihre Hauptrolle. Die Frau, der von mehreren Seiten gerne eine großartige Stimme attestiert wird. Und ja, die hat sie ganz bestimmt. Aber lässt sich diese rein gar nicht kurzschließen mit der bedächtigen Instrumentierung, mit dem Hang zum Traditionellen.
Denn tief in ihrem Herzen ist Rhodes Pop, Pomp, Grandezza, die sich leidenschaftlich und mit einem Gespür für elektrisch geladene Stille mit großen Tönen vereint. Die Frau braucht schlicht gesagt ein größeres Spannungsfeld. Eine obskure Produktion, die sich ganz und gar auf das vokale Engagement der Hauptakteurin verlässt und die einnehmende Instrumentierung auf die Plätze verweist, führt letztlich zum anhaltenden Stillstand. "There for the taking" ist eine Ausgeburt an stumpfer, glattgebügelter Langeweile. Rhodes offenbart unbescheiden ihr Spektrum an verschiedenen Tonlagen und schreitet zielgerichtet an jeder so kleinen melodiösen Offenbarung vorbei. Was bleibt, sind die minimalen, stringenten Folk-Spitzen, die zu sekundenlangen Herzsprüngen verhelfen. Man darf also hoffen, dass die Begleitband mit einem guten Engagement an anderer Stelle aufgeht. Dass dagegen ein Licht für Lou Rhodes aufgeht, ist nach drei ermüdenden Veröffentlichungen eher nicht zu erwarten.
Highlights & Tracklist
Highlights
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Tracklist
- One good thing
- There for the taking
- The more I run
- It all
- Janey
- Circles
- Magic day
- The ocean (Time travellers wife)
- Melancholy me
- Baby
- Why wait for heaven
Referenzen
Spotify
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