Rocky Votolato - True devotion

Defiance / Cargo
VÖ: 26.02.2010
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Rocky VII

Rocky Votolato hat nicht nur große Vorbilder, er bekennt sich auch ganz offen zu seinen weltgeschichtlich bedeutsamen Idolen. Von Martin Luther King Jr. ist da die Rede und selbstredend auch von Nelson Mandela, klar. Mahatma Gandhi darf als Einflussgeber ebensowenig vergessen werden, und wenn man sich gedanklich schon auf den indischen Subkontinent verirrt hat, könnte man auch noch Paramahansa Yogananda nennen. Aus diesem Namedropping ließe sich nun prima auf die Person Votolatos schließen: von Beruf Songwriter, im tiefsten, dunkelsten Inneren Idealist und Weltverbesserer. Jemand der seine Klampfe nimmt und Protestlieder anstimmt, die so privat und intim sind, dass das bekannte Motto "Think global, act local" wie eine zynische Übertreibung wirkt. Dass Votolato kein großspuriger Quacksalber ist, der nur leere Worthülsen in die Atmosphäre ballert, um seinen Folk schmackhaft zu machen, beweist allein die Tatsache, dass 10% der Einnahmen seines neuen Albums "True devotion" an eine Organisation gehen, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die globale Armut zu bekämpfen.

Auf seinem siebten Album zeigt sich Votolato indes wenig revolutionär, bleibt sich musikalisch treu. Die Songs pendeln zwischen betulichen Lagerfeuerfolknummern und windschnittigen Hymnen, die, wie im Falle des grandiosen "Red river", auch schon mal zwinkernd Richtung The Gaslight Anthem schielen dürfen und so wunderbar die Lücke zum nächsten Album der New Brunswicker schließen könnten. Das Problem an "True devotion" ist relativ einfach zu benennen: Einige Songs auf diesem Album bleiben lediglich nette, kurzweilige Akustik-Folk-Fingerübungen, die zwar Punkrock atmen, denen auf Langstrecke allerdings die Puste ausgeht. Die Themen seiner Stücke wählt Votolato mit Bedacht, er oszilliert mit frei gelegtem Herzen zwischen den Polen Freiheit, Tod und Sehnsucht und lässt wieder einmal seine Fähigkeit erkennen, tragische Geschichten zu erzählen. "Lucky clover coil" und "Fragments" reichen dem Hörer die Hand, um über den verstaubten Rummelplatz zu führen, auf dem schon seit Jahren kein geduldiges Riesenrad mehr stand.

Einige Male sieht man verlassene Straßen vor dem geistigen Auge, ein anderes Mal meint man, den Geruch knisternden Holzes in lauer Sommernacht wahrzunehmen. Die engsten Vertrauten sitzen im Kreis um das wärmende Rot und erzählen sich die Chronologien ihrer Narben und Wunden, die sie mit Stolz geschwellter Brust präsentieren. Vielleicht ist dies doch nicht die große, weltrettende Platte, die es gerne wäre. Vielleicht zeigt "True devotion" auch einfach nur, dass mit etwas mehr Bescheidenheit der Welt auch ein großer Dienst erwiesen wäre.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Fragments
  • Red river

Tracklist

  1. Lucky clover coil
  2. Fragments
  3. Red river
  4. Eyes like static
  5. Sparklers
  6. Instrument
  7. What waited for me
  8. Sun devil
  9. Don't be angry
  10. Where we started
Gesamtspielzeit: 34:21 min

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