Turin Brakes - Outbursts

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 26.02.2010
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Gras über der Sache

Wenn sie sich da mal nicht täuschen, die Herren Knights und Paridjanian: "If we don't do this, somebody else will", singen die beiden im Opener "Sea change". Dass die Musik der Turin Brakes eher angestaubt wirkt, natürlich im sympathischen Sinne, und keinen Jüngling hinter dem Ofen hervorlocken wird, ist den Herren anscheinend entfallen. Vielleicht ist es aber auch nur die Betonung des Albumtitels "Outbursts", der eine gewaltige Stiländerung der Londoner Leisetreter verspricht. Wenn wir uns nicht ändern, dann schafft es niemand. Die erste Studioplatte nach der fast zehnjährigen Zusammenarbeit mit dem alten Label und der konsequenten Best-of-Scheibe wäre die ideale Zeit für einen solchen Einschnitt, könnte man meinen. Aber allen, die sich lieber im Sicheren wähnen, sei garantiert: Viel geändert hat sich bei den Turin Brakes nicht. Es ist eher ein winziger Schritt zurück in die Zeit vor "Dark on fire". Zurück in ruhigere Gewässer.

Einige kleinere Überraschungen hält die fünfte reguläre Veröffentlichung der Turin Brakes dennoch bereit. So sind es auf "Outbursts" nicht mehr vornehmlich die stillen, in sich gekehrten Stücke, die positiv ins Gewicht fallen. An vorderster Front sticht eines der herzergreifendsten Stücke Pop, das Knights und Paridjanian vielleicht jemals geschrieben haben, heraus: der "Rocket song". Selten war eine Uptempo-Nummer der Briten so warm, umarmend und hymnisch, ganz ohne weitere Hintergedanken oder eine düstere Falltür. In einer ähnlichen Spur fährt "Radio silence", der wohl den ersten Quasi-Noise-Ausbruch in der Bandgeschichte bietet. Der Song beginnt gelassen und ruhig und flüchtet sich einen unaufgeregt melancholischen Refrain. Eben so, wie man es von den Turin Brakes gewohnt war und ist. Und just, wenn man erneut das übliche Refrain-Strophe-Schema erwartet, platzt "Radio silence" für einen kurzen Moment aus allen Nähten. Die Überraschung sitzt.

Aber natürlich greifen auch einige der stilleren Stücke wie "Paper heart" oder "The invitation", die in sich selbst zu ruhen scheinen und denen die böse Welt da draußen nichts anhaben kann. Die folky Akustikgitarre schwelgt durch den Raum wie in den guten, alten Tagen vor "Dark on fire". Auch die restlichen Songs sind auf keinen Fall schlecht. Nur die Pfade, die sie betreten, sind mittlerweile etwas zu ausgelatscht, als dass dort noch viel frisches Gras nachwachsen könnte. Es ist, wie es eben so ist mit den Turin Brakes der letzten Jahre. Es ist gut, es ist schön, es eignet sich hervorragend zum Nebenbeihören. Für den ganz großen Wurf allerdings mangelt es dann doch an ein paar Einfällen und der letzten Konsequenz. Aber bloß nicht aufgeben, denn "Outbursts" deutet an, dass da immer noch Einiges im Köcher ist. Sie müssen nur wollen.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Rocket song
  • The invitation
  • Radio silence

Tracklist

  1. Sea change
  2. Mirror
  3. Rocket song
  4. Paper heart
  5. The invitation
  6. Will power
  7. Apocolips
  8. Embryos
  9. Never stops
  10. The letting down
  11. Radio silence
  12. Outbursts
Gesamtspielzeit: 45:50 min

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