Vandaveer - Divide & conquer
Alter K / Rough TradeVÖ: 05.03.2010
Der freundliche Herr H.
Die Vergleiche mit Bob Dylan, Nick Drake und Tom Waits sind natürlich komplett aus der Luft gegriffen. Sagt der jederzeit freundliche Mark Charles Heidinger. Und wer, wenn nicht der Frontmann höchstpersönlich, wüsste am besten, wohin es Vandaveer musikalisch treibt? Das Debütalbum "Grace & speed" des Kollektivs aus den USA war ein bis auf die Knochen entblättertes Lo-Fi-Folk-Album. Der Nachfolger "Divide & conquer" ist dank der Schützenhilfe einiger befreundeter Kollegen von These United States und der becircenden Rose Guerin musikalisch etwas umfangreicher geraten. Sehr zum Vorteil mancher Songs, die dadurch erst so richtig rund geworden sind.
Allen voran marschieren die beiden Singles "Fistful of swoon" und "A mighty leviathan of old", die auch gleichzeitig die beiden Eckpunkte des Albums markieren. "Fistful of swoon" ist ein mysteriöser, dunkler und bösartiger kleiner Folksong, dessen düstere Atmosphäre tatsächlich an Tom Waits denken lässt. Auf der anderen Seite steht das zum fröhlichen Mitschunkeln einladende "A mighty leviathan of old", das die Geschichte einer auseinanderdriftenden Beziehung beschreibt: "I've found that I find the things that you find important rather peculiar", singt Heidinger mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Dazwischen serviert Vandaveer einen lockerleicht hingezupften, intimen Folksong wie "Woolgathering", der der Band ebenso gut steht. Hier scheint zunächst einfach alles zu funktionieren. Ihre abschließende Stärke beziehen die Songs von Vandaveer allerdings erst durch das Zusammenspiel von Heidingers leicht nöliger und Rose Guerins markant rauchiger Stimme, die sicherlich in einer Liga mit Emmylou Harris spielt. Gemeinsam schwelgen sie in den himmlischsten Harmonien.
Doch leider ist nicht jeder Song auf "Divide & Conquer" so pointiert wie das Dreigestirn zu Beginn oder das abschließende "Beverly Cleary's 115th dream". Manchmal hat es Heidinger einfach zu freundlich gemeint. Bloß niemanden auf die Füße treten. Da fehlt der letzte Biss, das letzten bisschen Überzeugungskraft, um über den "Echt nett, aber"-Status hinauszukommen. Natürlich stürzen "Resurrection Mary" und "Before the great war" nicht gleich ins Bodenlose, wirken aber angesichts der Konkurrenz etwas zu sympathisch. Doch in Vandaveer schlummert noch so einiges an Potenzial, das "Divide & conquer" in Stücken wie dem bereits erwähnten "A mighty leviathan of old" voll ausschöpft. Wenn jetzt auch Herr Heidinger so freundlich wäre, das zu erkennen, dann kann ja mit Album Nummer 3 und Dylan, Drake und Waits am Horizont eigentlich gar nichts mehr schiefgehen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Fistful of swoon
- A mighty leviathan of old
- Beverly Cleary's 115th dream
Tracklist
- Fistful of swoon
- Woolgathering
- A mighty leviathan of old
- Turpentine
- Divide & conquer
- Resurrection Mary
- Before the great war
- Long lost cause
- The sound & the fury
- Beverly Clearys's 115th dream
Referenzen