Streetwaves - The pleasure to end all pleasures
I Made This / Al!veVÖ: 19.02.2010
So naiv
Manche Menschen besitzen die Gabe, dass ihr Erscheinen immer einem Spektakel gleicht. Ob dies immer freiwillig passiert, sei einmal dahin gestellt. Mit ihrem Debüt machen sich Streetwaves auf jeden Fall erst mal breit auf der großen Fläche des Indierock. Der Mantel wird in die Ecke geschmissen, die Füße auf den Tisch gestellt und die Frau des Gastgebers angegraben. Das dann aber auch so sympathisch, dass eigentlich keiner wirklich böse sein kann. Wer würde das auch wagen, bei einem so charmanten Opener wie "Whatever is available will be your next step", der sich so unschuldig hinter ein bisschen Gitarrengeschrammel versteckt, bevor ein Chor um die Ecke schielt und für den Rest der Scheibe wieder vom Schirm verschwindet.
Denn danach wird ein wenig das Revier markiert. Druckvoll scharrt das Schlagzeug mit den Hufen, wenn es nicht gerade Fangen mit der Gitarre spielt. "Dark years" kratzt sich verlegen den Rücken in seinen Refrains, bevor die Strophen dann ein Strohfeuer legen. Alles vollkommen harmlos, aber so ein bisschen Zündeln lässt es warm ums Herz werden. Kompakt und sicher verschnürt turnt so manche hingerotzte Melodie davon. Die Wut und die Sehnsucht von Songs wie "Love leaks out" reichen aus, um so manches Ruder rumzureißen.
Was die Streetwaves aus der grauen Masse der Indierock-Fabriken hebt, sind die Momente, in denen sie einfach mal alles passieren lassen. Etwa in "Choking in the boysroom", das so verdammt nach Joy Division und industrieller Kälte klingen will, aber dafür wohl einfach die falsche Besetzung hat. Zu sehr klingt die Stimme von Jon Bergström auch noch in solchen Momenten von Emotionen durchsetzt. Sie lässt "The pleasure to end all pleasures" erst zu dem nach Aufmerksamkeit schreienden Kerlchen werden, als das es sich an allen Ecken und Enden gibt. Songs wie "Dark years" tragen ihre Lässigkeit so anbiedernd vor sich her, dass die Frage bleibt, ob das noch Mut oder schon zum Fremdschämen ist.
Aber um solche Fragen kann sich dieses Debut wirklich nicht scheren. Zu sehr sitzt der Sturm und Drang in jeder Sekunde. Nur in ein paar Momenten wie "Love was never young" kann sich dann mal eine sanfte Melodie dazwischenmogeln und ein bisschen für sowas wie Sentimentalität sorgen. Doch es ist die niedliche Dreistigkeit, die gute Naivität, mit der sich die Streetwaves in den Mittelpunkt drängen. Viele Kleinigkeiten und Momente bleiben hängen und gehen nicht im Rausch dieser Scheibe unter. Vollkommen unbelastet stampft und schwitzt und spuckt hier alles aus dem letzten Loch. Dabei wird immer noch breit gegrinst. Mit dem Schalk im Nacken.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Whatever is available will be your next step
- Dark years
- Love leaks out
Tracklist
- Whatever is available will be your next step
- Dark years
- Death of excitement
- Voids of charm
- Love was never young
- Love leaks out
- Choking in the boysroom
- 10.000 bad dreams
- Slow penance
- Holy stranger
- This is a church (that needs to believe)
- Reach the strands
Referenzen