RJD2 - The Colossus

RJs Electrical Connections / Al!ve
VÖ: 22.01.2010
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Sie nannten ihn Ramble

Kleider machen Leute, so geht ein altes und beliebtes Sprichwort. Dass das nur die halbe Wahrheit ist, ist jedoch schon länger kein Geheimnis mehr. Auch der Name einer Person trägt zu deren öffentlicher Wahrnehmung enorm bei. Könnte man sich etwa eine Claire Grube, eine Rosa Schlüpfer oder einen Jimi Blue Ochsenknecht in einem hohen Staatsamt vorstellen? Wohl eher nicht. Wer also von seinen Eltern einen ungünstigen Namen verpasst bekommen hat, hat es oftmals nicht leicht im Leben. Das wissen nicht nur diverse Promi-Kinder wie Fifi Trixibelle Geldof oder Moon Unit Zappa und deren Bruder Dweezil. Mit Sicherheit wusste auch Ramble Jon Krohn um diesen Tatbestand, und legte sich deshalb schon zu Beginn seiner musikalischen Laufbahn den Künstlernamen RJD2 zu. Zum großen Glück des Herrn Krohn war die Qualität seines Debütalbums "Deadringer" 2002 so hoch, dass bald jeder nur noch von der wilden Mixtur aus Sprechgesang, Funk- und Soulsamples sprach und nicht mehr vom bürgerlichen Namen des Protagonisten.

Nachdem RJD2s Nachfolgealben "Since we last spoke" und "The third hand" einige Schlenkerer abseits des Weges wagten - ersteres durch Annäherung an Rockmusik und weitgehenden Verzicht auf Sample-Eskapaden, letzteres durch starken Pop-Einschlag und eigene Gesangsdarbietungen von Krohn höchstpersönlich - stehen nun alle Zeichen auf Neuanfang. Das vierte Album "The Colossus" erscheint auf RJD2s eigenem Label und beschwört in mancherlei Hinsicht die "Deadringer"-Ära herauf. Mit "Let there be horns" und "The stranger" finden sich zwei Lieder, die wieder komplett aus Samples zusammengestückelt sind, aber trotzdem klingen wie aus einem Guss. In den anderen Songs hat Krohn zwar wiederum fast alle Instrumente selbst eingespielt, bleibt jedoch in der elektronischen Soundschiene und wagt höchstens mal eine behutsame Annäherung an R'n'B. Auf eigene Gesangsbeiträge verzichtet der Meister diesmal und lässt lieber ausgewählte Gastmusiker ans Mikrofon. Es gibt jedoch auch große Unterschiede zum Debüt. So bleiben beispielsweise HipHop-Beiträge bis auf "A son's cycle" komplett außen vor.

Was das neue Machwerk zudem vom Debüt unterscheidet, ist, dass "The colossus" ein Stück weit die Virtuosität jenes Meilensteins abgeht. Unbestreitbar flutschen die Stücke allesamt gut durch und gibt es keinen Ausreißer nach unten. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch nur wenige Nummern, die beim Hörer nachhaltigen Eindruck hinterlassen, wie beispielsweise der erwähnte tanzbare Opener "Let there be horns". Auch das betont soulige "Games you can't win" trifft nicht zuletzt dank Kennas intensivem Gesangsvortrag sofort ins Schwarze. Zu "The shining path" kann man gar hervorragend schunkeln und Hände schwenken, während das instrumentale "Giant squid" zackig nach vorne treibt. Letztlich fehlen aber trotzdem die großen Kracher, die "The Colossus" zu mehr werden lassen als zu angenehmer und stellenweise gut tanzbarer Hintergrundmusik. Zumindest ist eben diese Musik aber interessant genug, um einen nicht dauernd an den Namen des Erschaffers denken zu lassen. Glück gehabt, Ramble Jon Krohn.

(Mark Read)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Let there be horns
  • Giant squid
  • The shining path (feat. Phonte Coleman)

Tracklist

  1. Let there be horns
  2. Games you can win (feat. Kenna)
  3. Giant squid
  4. Salud 2
  5. The glow
  6. A spaceship for now
  7. The shining path (feat. Phonte Coleman)
  8. Crumbs off the table (feat. Aaron Livingston)
  9. A son's cycle (feat. The Catalyst, Illogic & NP)
  10. Tin flower (feat. Heather Fortune)
  11. Small plans
  12. Gypsy caravan
  13. The stranger
  14. Walk with me
Gesamtspielzeit: 54:16 min

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  • RJD2 (22 Beiträge / Letzter am 08.01.2010 - 00:57 Uhr)