Corinne Bailey Rae - The sea

Virgin / EMI
VÖ: 29.01.2010
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Einladung zum Bade

Eigentlich reden nur die anderen darüber. Die Kritiker, die Fans, die Moderatoren. Fünf Minuten, bevor sie die Bühne betritt. Die Leute, die es zufällig lesen und einem anderen davon erzählen. Corinne Bailey Rae selbst verliert auf ihrem zweiten Album kein explizites Wort darüber. Nur im Booklet von "The sea" spricht sie es ein einziges Mal an: "This album, like everything I do, is made to try and impress Jason Bruce Rae." Jener war der Ehemann der Sängerin und verstarb 2008, vermutlich an einer Überdosis. Ansonsten redet Bailey Rae nicht über den Tod ihres Mannes, sondern lässt die Songs für sich sprechen. Jedoch gewinnen Trauer, Wut und Einsamkeit nie die Überhand, bleibt das Leben stets in all seiner Schönheit und mit all seinem Schmerz vor allem eins: lebenswert.

"The sea", das klingt nach Tiefe, den verborgenen Schätzen, die jeder Mensch in sich trägt. Und so gewährt Bailey Rae, wenn auch verschleiert, einen Einblick in ihr Seelenleben. Der Opener verrät bereits im Titel seinen eigentlichen Kern, und dafür braucht man nicht einmal ein einziges Semester Philosophie studiert zu haben. "Are you here" ist die vertonte Vergegenwärtigung eines Menschen, der nicht mehr da ist. Die 30-Jährige und ihre Livemusiker, die sie nun auch ins Studio eingeladen hat, jammen sich langsam und beständig voran, bis der Knoten platzt und die riskante Hürde einer (zu) ruhigen Albumeinleitung genommen ist. "The blackest lily" hingegen groovt sich bassorientiert Takt für Takt direkt in die Lendengegend und lässt die Konkurrenz in der Ecke stehen. Bailey Rae schafft es nicht nur, sich selbst aufzuraffen, sondern versetzt auch ihre Hörer in Bewegung.

"I would like to call it beauty" startet folklastig und setzt Akzente mit Akustikgitarre und Bailey Raes Stimme, die wie ein weiteres Instrument in jeden Song integriert wird. Und sie spielt mit ihr: Sei es ruhig und besonnen, herausfordernd und verspielt wie in "Closer" oder bei "Paper dolls" auf Soulrock-Röhre getrimmt, "The sea" wartet mit einer Welle von Sounds auf und wirkt dabei alles andere als verloren. Das abschließende Titelstück lässt das wahre Gefühlsleben der Sängerin nur erahnen. Mit Streichern und Chor verabschiedet sie sich von der besungenen Person und stellt am Ende fast trocken fest: "The sea, the majestic sea / breaks everything / crushes everything / cleans everything / takes everything / from me". Und damit wird klar, dass es trotz hoher Erwartungen nach dem erfolgreichen Debüt und einer Plattenfirma im Rücken wohl nur eine untergeordnete Rolle für Bailey Rae spielt, ob andere "The sea" mögen. Die Person, auf die es ankommt, ist da, obwohl sie es nicht ist - und dürfte mehr als zufrieden damit sein.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Are you here
  • The blackest lily
  • Paris nights / New York mornings
  • The sea

Tracklist

  1. Are you here
  2. I'd do it all again
  3. Feels like the first time
  4. The blackest lily
  5. Closer
  6. Love's on its way
  7. I would like to call it beauty
  8. Paris nights / New York mornings
  9. Paper dolls
  10. Diving for hearts
  11. The sea
Gesamtspielzeit: 42:50 min

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