Tom McRae - The alphabet of hurricanes

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 19.02.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Einer für alle

Wenn nichts mehr geht, hilft Tom McRae weiter. Wenn die Angebetete trotz Megaboxen-Ghettoblaster einfach nicht ans Fenster kommen will, während man den xten "Love"-Remix eines coolen Minimal-Hits abspielt, legt man am besten eines seiner Alben ein. Wenn nach 381 Liebesbriefen inklusive toller Jamba-SMS-Liebeszitate noch immer keine Antwort im Postfach liegt, schnappt man sich lieber einen seiner Texte. Wenn einem trotz eingängiger und sicher 15-minütiger Überlegung noch nicht das passende Geschenk zum Valentinstag eingefallen ist, lohnt sich Tom McRaes neues Album "The alphabet of hurricanes" sowieso. Blöd nur, dass es erst fünf Tage danach erscheint. Und wie geht das Wirbelsturm-Alphabet nach McRae? Wer hier ein lautes Krachen und Aufwühlen vermutet, könnte falscher nicht liegen. Links liegen lässt es einen trotzdem nicht.

Das fängt schon beim Opener "Still love you" an. Klar geht es hier um mehr als nur das übliche "Ich liebe Dich für immer und ewig"-Geplapper, das ja mittlerweile nun wirklich jeder satt hat. Nein, wie ein gutes Buch erschließen sich McRaes Texte nur im Gesamten wirklich gut, und ein gefälliges Kratzen an der Oberfläche ist schier unmöglich. "Summer of John Wayne" etwa baut sich trotz seines zerbrechlichen Anfangs langsam auf, das dunkle Sound-Gewand, das sich hinter der Gitarre verbirgt, bleibt stets im Hintergrund und legt düster seinen Schatten auf das gesamte Lied. "Your love is a cold, cold place, my dear", singt er dann, obwohl der Hörer es dank der Instrumentierung bereits lange vorher spüren konnte.

Das sehnsuchtsschwangere "American spirit" hingegen ist jeglichen dunklen Vorahnungen fern und schwebt dank seiner Bläser fast davon, während McRae einmal mehr beweist, dass er zwar bei weitem weniger kommerziellen Erfolg genießt, als die gesamte Mannschaft der männlichen Singer-Songwriter, die in den 2000er Jahren das Licht der Welt erblickte, die ständige Herumstocherei der Medien auf seinen Talenten aber auch ebenso wenig benötigt. Im polternden "Me & Stetson" croont er sich wie ein alter Hase durch Handclaps, Blasinstrumente und Tamburin, und auf "Best winter" wirkt selbst die andauernde klirrende Kälte dank der gezupften Gitarre wie ein lauer Abend im Arm der Person, in deren Arm man eben so liegt. "Fifteen miles downriver" legt dann zum Schluss noch den Akzent auf stimmig eingesetzte Streicher und die vertonte endlose Reise auf der Suche nach dem Glück. Gemessen daran, dass McRae im vergangenen Jahr die 40 Lenze erreicht hat und mit "The alphabet of hurricanes" sein fünftes Album vorlegt, lässt sich so also guter Dinge hoffen, dass er noch ein wenig weiter danach suchen muss - und seine Hörer weiterhin daran teilhaben lässt.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Still love you
  • Summer of John Wayne
  • American spirit
  • Can't find you

Tracklist

  1. Still love you
  2. A is for...
  3. Won't lie
  4. Summer of John Wayne
  5. Told my troubles to the river
  6. American spirit
  7. Please
  8. Out of the walls
  9. Me & Stetson
  10. Can't find you
  11. Best winter
  12. Fifteen miles downriver
Gesamtspielzeit: 41:50 min

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