Jaga Jazzist - One-armed bandit

Ninja Tune / Rough Trade
VÖ: 29.01.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Ka-ching!

Plöng plöng plöng, wiu wiu wiu, rrrrr-rrrrr-rrrrr. Klönk. Tschackagnaff. Ka-Ching! Stammgäste in Spielhallen kennen diese und andere Geräusche zur Genüge. Es klimpert und bimmelt, es rasselt und surrt an jeder Ecke. Und mit seinem neuen Album heißt uns auch das neunköpfige norwegische Kollektiv Jaga Jazzist pünktlich zur viel gescholtenen Wiedereröffnung des Finanzmarkt-Casinos auf seiner knallbunten Spielwiese willkommen. Das beginnt mit dem Titel "One-armed bandit" und dem praktischerweise ins Artwork integrierten (wenn auch unvollständigen) Memoryspiel und setzt sich fort beim gleichnamigen Song: Aus einem siebzigerlastigen, zitterdominierten TV-Soundtrack keimt plötzlich eine Spielautomatenmelodie. Und außerdem die Frage: Wie bitteschön kommt man darauf, Spielautomatenmelodien zu covern? Und diese auch noch mit einer zehnköpfigen Band umzusetzen? Sicher ist nur: Auch King Crimson hätten in ihrer "In the Wake of Poseidon"-Phase ihre helle Freude daran gehabt.

Und nicht nur hieran: der einarmige Bandit tendiert insgesamt nämlich stark zum Rockig-Progressiven. Die auf den Vorgängeralben omnipräsenten Bläsersätze sind zwar noch da, aber zugunsten von Beats, Keyboards und E-Gitarren in den Hintergrund gerückt. Das schräge Gitarrenintro von "Prognissekongen" dürfte Omar Rodriguez-Lopez von The Mars Volta erfreuen, "Music! Dance! Drama!" ist eine originär sphärisch-tanzbare Hymne, die sich mit ihren schrägen Zwischentönen und allerlei Breaks zu einer groovenden Rocknummer im Sinne Robert Fripps entwickelt. Stillstand herrscht hier ohnehin nirgends. Auch wenn Songs wie "Bananfluer overalt" anfangs in ihrer glatten Kühle an die entspannten Kollegen von Röyksopp erinnern, so nehmen sie spätestens zur Hälfte wieder Fahrt auf, vollführen zahlreiche Wendungen und oszillieren um ihr Ursprungsthema.

Der Reichtum an zum Einsatz kommenden Instrumenten tut ein Übriges, damit keine Langeweile aufkommt: Mit Vibraphon, Gitarre, Korg MS10, Marimba, Glockenspiel, Zimbeln, Percussion, Schlagzeug, Bulbul Tarang, Zither, Mandoline, Glocken, Klavier, Gitarre, Klarinette, Saxophon, Flöten, Keyboards, Banjo, Mundharmonika, Tuba, Bass, Posaune, Trompete, Synthesizer und - man höre und staune - Waldhorn kommt so ziemlich alles zum Einsatz, was der örtliche Musikgroßhändler zu bieten hat. Und auch wenn weniger manchmal mehr ist, trifft das hier nicht zu. All die Ideen, Instrumente und Spuren in ein stimmiges Ganzes zu gießen, ist eine Herausforderung, der Jaga Jazzist mit Zitaten und Humor begegnen: "Book of glass" zeigt, dass sie in ihrer Jugend eine Überdosis des Computerspiels "Turrican" abbekommen haben, bei "Touch of evil" setzt sich ein maulender Synthesizer durch, und in "Prognissekongen" zickt ein anderer im Hintergrund. Als würde sich jemand über die überbordende Menge an Ideen, Instrumenten und Spuren beschweren. Dabei gibt es hier doch gar nichts zu meckern.

(Christoph Behrends)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • One-armed bandit
  • Toccata
  • Prognissekongen

Tracklist

  1. The thing introduces ...
  2. One-armed bandit
  3. Bananfluer overalt
  4. 220 V / Spektral
  5. Toccata
  6. Prognissekongen
  7. Book of glass
  8. Music! Dance! Drama!
  9. Touch of evil
Gesamtspielzeit: 53:32 min

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