Jaakko & Jay - War is noise

Fullsteam / PIAS / Rough Trade
VÖ: 05.02.2010
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Noten pro Stunde

Erinnert sich jemand an "Speed"? Oder wie Homer Simpson den Film nannte: "Der Bus, der nicht langsamer werden durfte"? Eine Geschwindigkeit unterhalb von 50 Meilen/Stunde hätte die Passagiere dort das Leben gekostet. Was Jaakko & Jay zu verlieren haben, ist ungeklärt, aber viel weniger als das Leben kann es eigentlich auch nicht sein. Gerade haben sie dem gemeinen Kritiker noch eine Zappa'eske Gebrauchsanweisung für ihren Erstling "War is noise" zurechtgelegt (O-Ton: "Please don't trouble yourself with clever analysis. Music is for listening to, not writing about"), da toben schon eine entfesselte Akustikgitarre und ein noch entfesselteres Schlagzeug durch den Opener "Moneyfest". Von nordischer Unterkühlung der beiden Musiker aus dem finnischen Tampere keine Spur: Als hätten sich Two Gallants über Nacht einen Iro rasiert, bricht sich die Euphorie in dem akustischen Folk-Punk des Duos in Überschallgeschwindigkeit Bahn.

Er macht blass, dieser Sound, den Duracell-Drummer Jay im Akkord aus nur einer Snare-Drum und einem Ride-Becken herausprügelt, als gelte es, ein Maschinengewehr zu synchronisieren. Auch sein Kollege Jaakko macht den Eindruck, er würde nach Noten pro Stunde bezahlt, wie er da über die Saiten seiner Akustischen fegt und sich mit seinem überbordendem Emo-Gesang nur noch selbst hochschaukelt. Kaum länger als zwei Minuten dauern rappelnde Prachtkerle wie "What's the point if there's no view", "Equalizer" oder "No need to think" - Punk ist die Weltsicht, die zwischen Liebe, Revolutionslyrik und Musikmachen alles abfrühstückt, was im Normalfall zwischen zwei Billig-Bierflaschen passt. Abseits davon schleusen die beiden Musik-Hasardeure eine Handvoll Folk-Instrumente ein und hübschen die rumpelnde Ästhetik mit Geige, Trompete, Bongos oder Banjo auf; am deutlichsten natürlich im programmatischen "Folk song" oder auch im abschließenden Fiddle-Kracher "Battle".

Im Ergebnis erinnert "War is noise" in seinem atemlosen Überschwang an einen aufgeregten Hund, der sich losgerissen hat und nun drauflosrennt. Bei den beiden Rackern Jaakko & Jay überstrahlt denn auch die Präsentation die Songqualität, mancher Titel ist nicht viel besser als das Standardrepertoire einer x-beliebigen Punkband gehobenen Niveaus - diese Musik kommt aus dem Live-Moment und gehört selbstverständlich auf eine Bühne. Dennoch füllen die beiden die Akustik-Folk-Punk-Idee voll aus, so viel Wirkung mit so wenig Material kommt nicht ständig vor. Was dann auch reichen sollte, um Jaakko & Jay einfach mal anerkennend mit einer Handvoll anderer großer Zweier wie The White Stripes, Death From Above 1979 oder eben Two Gallants im selben Satz zu erwähnen. Sie können ja beim Songwriting noch etwas drauflegen. Was die Energie und Geschwindigkeit angeht: Der übliche Tacho für Folk-Punk reicht da schon längst nicht mehr aus.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • What's the point if there's no view
  • Equalizer
  • Folk song

Tracklist

  1. Moneyfest
  2. Gas station
  3. What's the point if there's no view
  4. Better than
  5. Equalizer
  6. Walls & bars
  7. Smoke signals
  8. [Interlude]
  9. No need to think
  10. Walkingsmiling
  11. Folk song
  12. Keep in touch
  13. Song #14
  14. Battle
Gesamtspielzeit: 35:19 min

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