Basia Bulat - Heart of my own

Rough Trade / Beggars / Indigo
VÖ: 29.01.2010
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Wieder an die Nordsee

Alles wiederholt sich im Leben. Das wusste schon Schiller. So vergingen ab der Mitte des letzten Jahrzehnts kaum drei Wochen, in denen nicht irgendein Fräuleinwunder des Folk gefunden wurde, das sich nur mit ihrer Gitarre gewappnet der Welthörerschaft stellte und mit einfachsten Mitteln und Melodien zu verzaubern wusste. So ähnlich erging es Basia Bulat, wenn auch unverschuldet. Ihr Erstling "Oh, my darling" wurde vom Produzenten einfach an sämtliche wichtigen Plattenfirmen geschickt, obwohl es sich dabei nur um eine Erinnerungsaufnahme für neue Freunde handelte.

Dabei braucht sich die Dame gar nicht hinter ihren Vorgängern aus jüngster Zeit verstecken, denn "Heart of my own" überzeugt durch seine offene Art und reiche Instrumentierung, die für Abwechslung sorgt. Wenn hier das Schlagzeug einsetzt, dann nicht, um die Felle zu streicheln, sondern um den Songs Druck zu verleihen. Diese nehmen das gerne an und hoppeln fröhlich davon wie "Gold rush". Banjo, Akkordeon und Chor sorgen dann für den Rest, indem sie sich kompakt und natürlich aneinanderschmiegen. Dabei lässt sich Basia Bulat ein wenig in die Karten schauen, und so überrascht es dann auch kaum, dass "If only you" auch die Brücke zum Country ohne Mühe schlägt und noch einen Streich Bläser von der Leine lässt.

Es sind diese Feinheiten, mit denen sich die Songs begleiten lassen. Ob Streicher oder Piano, ob Ukulele oder Banjo - stets finden sich die Instrumente im richtigen Moment ein, um so manche Nettigkeit genau aus dem Umfeld davonzutragen. Denn die zarte und teilweise naturverbundene Lyrik ist von zahllosen anderen Platten mittlerweile nur zu gut bekannt und würde sonst zu nackt wirken. Wenn in "The shore" dann die Zeile "I love you so" von Harfe und Hintergrundchor an der Hand genommen wird, laden sich die Worte automatisch mit der richtigen Bedeutung auf und schütteln jeglichen Ballast ab. Ein "Don't you need me anymore?" wie in "Once more, for the dollhouse" kann so kaum entwaffnender, befreiter und ehrlicher klingen.

Die letzten weißen Flecken auf der Karte des Folkpop will Basia Bulat gar nicht ausfüllen, sondern bleibt auf bekanntem Terrain. So verwundert es kaum, dass der Regen und die Küste als Bilder mitgenommen werden. Nun gut: Jedem sein persönliches Westerland, doch so etwas hat dann doch die Konturen von Dichten-nach-Zahlen. Die Stärke von "Heart of my own" liegt hingegen in der Instrumentierung und in Bulats Stimme, die Kleinigkeiten nicht aufbläst, aber zumindest dringlich macht wie in "Run". Eine innere Ausgewogenheit hält alle Stücke zusammen, die sich am Riemen reißen und nie durch die Decke schießen. Ein Schauer im Wasserglas. Nicht mehr, nicht weniger.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Go on
  • Run
  • If only you

Tracklist

  1. Go on
  2. Run
  3. Sugar and spice
  4. Gold rush
  5. Heart of my own
  6. Sparrow
  7. If only you
  8. I'm forgetting everyone
  9. The shore
  10. Once more, for the dollhouse
  11. Walk you down
  12. If it rains
Gesamtspielzeit: 40:02 min

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