Part Chimp - Thriller

Rock Action / PIAS / Rough Trade
VÖ: 29.01.2010
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Die ganze Affenbande brüllt

Nach UNS spielt hier keiner mehr! So lautet das Motto einer Band auf dem Kriegspfad. Was dem Schimpansen der Ast auf dem Boden und der weit aufgerissene Lungenflügel und dem Gorilla die Faust auf der Brust ist, das sind für Part Chimp Gitarre, Bass und Schlagzeug in ihrer ureigenen Bestimmung: kraftmeierndes Haudrauf und territorial-akustisches Beinchenheben. Mit dem zerzauselten Kifferblick von Orang-Utan und Konsorten tun sie sich hingegen auch auf ihrem Drittwerk "Thriller" etwas schwerer. Den Trip haben sie dennoch gefressen. Auch wenn er nicht die Sinne vernebelt, sondern eher Mägen spült, Synapsen verbrennt und die Seele zurück in die Steinzeit peitscht.

Songs wie "FFFFF" und "Sweet T" wollen ans Innerste ihrer Hörer. Ans Eingemachte, bis tief in die Organe. Selbst das Hirn behandeln sie letztlich nur wie ein weiteres Körperteil, das unter Strom gesetzt, zigmal hin und her geschüttelt und in seismischen Klangwellen zum Zittern gebracht werden muss. Während die Rhythmusfraktion im Gleichtakt wummert und kratzt, schiebt sich eine kolossale Lawine aus noisigen Leads unter die Maschinerie. Unablässig werden die Saiten nach oben und unten gezogen, in Mini-Licks zerstäubt und mit quietschender Erbarmungslosigkeit wieder in den Takt gedroschen. Das Ridebecken dengelt, wie es dengeln muss, der Rest des Schlagwerks sitzt einerseits ultratight auf so ziemlich jeder Betonung, pumpt andererseits rücksichtslos von hinten. Schubkraft ist seine einzige Bestimmung. Immer weiter. Immer direkt nach vorn. Zugleich präsentiert es aber auch die Konsequenz jeder Verwirbelung, die durch das Zerreißen der Luftdecke entsteht. Eine Dokumentation von grimmigen "Platz da!"s und all den Ellbogen und Nackenschlägen, die dafür vonnöten sind.

"Tomorrow midnite" läutet dann die Teufels-Groove-Phase von "Thriller" ein. Das Tempo wird heruntergefahren, bricht sich beinahe an sich selbst die Haxen. Auch mit "Today 2" und vor allem dem bluesigen Nackenspalter "Super moody" produzieren Part Chimp nun eher Zeitlupenstudien in raumgreifenden Maßnahmen. Die verzweifelt-angefressenen Kampfansagen von Sänger Tim Cedar halten sich im Hintergrund und keifen nicht mehr derart unbändig gegen das eigene Versinken an. Flüstern auch mal. Murmeln Beschwörungsformeln. Bevor die Band sie in einem halsbrecherischen Exorzismus überrollt.

Hits wie "War machine" oder "Hitlers & Jews", die so kongenial aus den Vorgängern hervorbrachen, spart sich "Thriller" hingegen. Aus der massiven Dichte dieser Musik lässt sich kein angepoptes Riff freilegen, das die Aufmerksamkeit des Hörers fesselt, nur um Part Chimps Zerstörungswut exemplarisch nachzuweisen. "Today 3" hat die Melodien, verliert sie aber im hektischen Beben der Rhythmusfraktion aus dem Blick. Und das abschließende "Starpiss" zerschmettert sein Potential in über neun Minuten zu einem galligen Lautstärke-Vandalismus. Doch die Schlagkraft von "Thriller" benötigt auch keinen derartigen Lucky Punch. Das Album geht Brust voraus und in seiner gesamten Präsenz direkt zum Angriff über. Ein einziges Schlachtfeld aus Stoner, Noise und Grunge. Ein Heiden-Radau. Mit Erfolg: Wenn "Thriller" läuft, sind selbst die Brüllaffen konsterniert. Und halten lieber mal die Klappe.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • FFFFF
  • Sweet T
  • Today 3

Tracklist

  1. Trad
  2. FFFFF
  3. Dirty sun
  4. Sweet T
  5. Tomorrow midnite
  6. Today 2
  7. Today 3
  8. Super moody
  9. Starpiss
Gesamtspielzeit: 45:24 min

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Delaware

2013-05-14 18:29:00

Und inzwischen ist 2013...

Gute Platte, wobei mir die "I am Come" fast noch besser gefällt. Aber in jedem Falle schöner Noise-Rock, hier mit deutlichem Stoner Rock-Einschlag.

TTT

2010-02-07 18:49:48

sooo da ist sie die neue :)

und ich mag sie, vor allen die langsamen stücke gefallen (tomorrow midnight u. today2 u. supermoody)

in sachen noise-rock die erste messlatte 2010

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