Luxuslärm - So laut ich kann

Die Opposition / Intergroove
VÖ: 29.01.2010
Unsere Bewertung: 2/10
2/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Spiel mir die Oper von der Seife

Wir bei Plattentests.de sind ja alle nette Mädels, Jungs und Chefredakteure. Wer sich im Forum danebenbenimmt, wird freundlich zurechtgewiesen und auf den Pfad der Tugend zurückgeführt. Für jedes musikalische Machwerk suchen wir nach freundlichen Worten und geben nur selten auf, bevor wir nicht wenigstens ein Highlight gefunden haben. Und weil wir so nett sind, ist das kleine Gruselkabinett, das sich am Ende dieses Textes unter dem Punkt "Referenzen" findet, auch keine Bösartigkeit. Wir möchten die vorliegende Platte nur nicht als etwas verkaufen, was sie nicht ist. Luxus zum Beispiel. Oder gar Lärm.

Woran liegt es also, dass schon wieder eine junge deutsche Band bei den lieben Plattentestern durchfällt, mag man sich fragen. Nun, da gibt es einige Gründe. Der wichtigste: die Songs. Unter den 14 Stücken auf "So laut ich kann" tummeln sich mehr Halb- und Ganzballaden als in den letzten drei Disney-Zeichentrickfilmen. Und nach Disney hört es sich auch an, wenn Janine Meyer in "Feuer" singt: "Gib' mir dein Feuer / Zeig' mir, wo die Sehnsucht in dir wohnt / Gib' mir deine Liebe / Frag' mich nicht danach, ob sich das wirklich lohnt." Hakuna Matata. Und weiter: "Zeig' mir, wofür du wirklich brennst / Dass durchs Feuer gehst / Auch wenn es brenzlig wird." Also aufpassen, dass man sich nicht die Finger verbrennt, wenn man ein heißes Eisen anfasst und Öl ins Feuer gießt.

Wie in der Keksfabrik fühlt man sich, wenn Luxuslärm im Akkord ihre Allgemeinplätzchen backen: "Du allein musst dich entscheiden / An jedem Tag, zu jeder Zeit." Oder: "Du weißt nicht, wie das ist, wenn man zu Boden geht / Von Null auf Hundert und zurück." Das ist Betroffenheitslyrik, mit der sich nicht einmal die schrammelige Deutschpunkband aus dem nächsten Dorf ins Jugendzentrum wagen würde. Luxuslärm komprimieren 5.000 Folgen Seifenoper auf 50 Minuten Schlagerballaden in Rockerverkleidung.

Da hilft auch das eine oder andere interessante Arrangement beim lässig zurückgelehnten Einstieg "Sag' es wie es ist" oder dem tanzbaren Funkrocker "Nichts ist zu spät" wenig. Die meisten Songs laufen nach ein und demselben Schema ab. Cleane Strophe, verzerrter Refrain, das Ganze noch einmal, dann irgendeine Bridge und wieder von vorne. Zugegebenermaßen sind die meisten Popsongs so aufgebaut - aber bei Luxuslärm drängt sich diese Baukastenkomposition besonders in den Vordergrund, weil die Band sich nicht einmal die Mühe macht, wenigstens verschiedenfarbige Klötze zu verbauen. Also zum Schluss ein nett gemeinter Rat, geschrien, so laut wir können: Probiert doch mal was aus, liebe Luxuslärmer!

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Nichts ist zu spät

Tracklist

  1. Sag' es wie es ist
  2. Sie sieht es nicht
  3. Nichts ist zu spät
  4. Feuer
  5. Jemand anders sein
  6. Du weißt nicht wie das ist
  7. Komm' ins Licht
  8. Vergessen zu vergessen
  9. Regen
  10. Leb' deine Träume
  11. Schrei so laut ich kann
  12. Etwas bleibt
  13. Wirf den 1. Stein
  14. Letzter Tag
Gesamtspielzeit: 51:34 min

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