Four Tet - There is love in you
Domino / IndigoVÖ: 29.01.2010
Mit Knöpfchen
Kieran Hebden ist mal wieder ein ganzes Stück weiter. Immer dann, wenn seine Post-Rock-Band Fridge auf Eis liegt, knistert er sich durch einen fruchtbaren Remix-Urwald: Radiohead, The Notwist und Aphex Twin. Und mittlerweile liegt sein Fokus primär auf dem Soloprojekt Four Tet. Nicht nur aus egomanischem Antrieb, sondern auch, weil er sich mit Reglerschieben bequem seine Mahlzeiten verdienen kann: Kaum hatte der Londoner im letzten November die Maxi "Love cry" veröffentlicht, war sie auch schon vergriffen. Man kann sich also ausmalen, wie sehr seine Anhängerschaft auf "There is love in you" wartet.
Immerhin liegt die letzte Veröffentlichung eines Four-Tet-Albums fünf Jahre zurück. "Everything ecstatic" hieß es und verleitete Kollege Gerhardt dazu, Hebden als einen der "begabtesten Sample-Wizards" unserer Zeit zu titulieren. Redlich verdiente Lorbeeren also, die mit "There is love in you" erst einmal bestätigt werden müssen. Das erwähnte "Love cry" sorgte mit seinem Free-Jazz-Geknete jedenfalls schon im Vorfeld für hohe Erwartungen. Und Hebden befriedigt sie mit seinen friedlichen Collagen gerne.
Denn kaum hat sich die Soundschleife von "Angel echoes" erst einmal aus seinem behutsamen Fiepen befreit, wippt sie sich mit wachsendem Elan zur Metaebene hinauf. Das ist Hebdens Welt: körperlos, federleicht, verschmitzt. Die Oszillation von "Sing" erreicht mit dem gesampelten Glockenspiel und dem verführerischen Sirenengesang schon das nächste Level. Süßlicher Minimalismus, so rein und jungfräulich wie frisches Quellwasser. Das Geknister lässt nicht nach und bahnt sich seinen Weg zum nächsten großen Triumph "Plastic people". Und längst fühlt man sich wie ein meditierender Mönch in den Weiten des Himalaya. Oder eben wie die Vorhut von "Die phantastische Reise".
Das Beruhigende liegt hier vor allem in der Unaufgeregtheit. Keine Sequenz, kein Gefiepe und Geplucker kehrt das große Talent von Hebden nach außen. Jeder Loop, jedes Geräusch hat seinen eigens bestimmten Platz. Hier findet zusammen, was zusammengehört: organische Elektronik, ein aufgelöstes Paradoxon. Während sich die Perlenschnur von "She just likes to fight" langsam aufdröselt, die Maultrommel verstummt und die heterogenen Klänge der Stille weichen, ist man schon wieder froher Hoffnung und geht einfach nochmals auf die Reise. Diesmal vielleicht auch mit Körper.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Love cry
- This unfolds
Tracklist
- Angel echoes
- Love cry
- Circling
- Pablo's heart
- Sing
- This unfolds
- Reversing
- Plastic people
- She just likes to fight
Referenzen
Spotify
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