The Bear Quartet - 89

Adrian / Al!ve
VÖ: 15.01.2010
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
3/10

20 Jahre Winterschlaf

Mitglied von The Bear Quartet zu sein, ist eine verdammt undankbare Aufgabe. Nicht, weil die Band schlecht wäre, ganz im Gegenteil. Neben den Ikea-Hotdogs und natürlich Billy dürften sie zum Besten gehören, was in den vergangenen 20 Jahren aus Schweden gekommen ist. Aber genau da liegt auch der Knackpunkt: Sind sie auch jemals irgendwo angekommen? Denn geht es um schwedische Gruppen, denkt man nach wie vor zuerst an die üblichen Verdächtigen. Mando Diao, The Hives und die geschätzte Kollegin Frau Mautz natürlich an Kristofer Åström. Und vielleicht ein bisschen an Moneybrother. Letztere wurden von einzelnen Mitgliedern des bärigen Quartetts sogar produziert. Die derzeit tatsächlich fünf Mitglieder umfassende Truppe aber ist trotz ihres langjährigen Bestehens nur Kennern ein Begriff.

Und das völlig zu Unrecht, so viel sei an dieser Stelle schon verraten. Nach 13 Alben und noch mehr EPs haben sie den Dreh eigentlich raus. Für jene, die bereits mit ihnen vertraut sind, dürfte der erste Hördurchgang allerdings um so enttäuschender ausfallen: The Bear Quartet und ihr Frontmann Mattias Alkberg haben ihre gewohnten Gefilde verlassen. Es sind nur noch wenige Meter bis zum Krautrock, der im Verlauf des Albums immer mehr die Überhand gewinnt. Bereits der Opener "Halmet" fällt ungewöhnlich aus, zieht mit hämmernden Drums und elektrischen Gitarren die Augenbrauen nach einem Moment des Stirnrunzelns aber anerkennend nach oben. "Least loved (Of the unloved)" hingegen verzeiht man die Nähe zum Gewöhnlichen, das alle anderen auch können (jedoch teilweise seit Jahren ungleich erfolgreicher durchziehen) nur schwer, während die dunkle Ballade "I am your sister" sich beschwerend aufs Gemüt legt und dort gerne verweilen darf.

Auch "Reanimation of the dead sea" ist einer dieser Songs, wie man sie von The Bear Quartet hören mag und wie man sie immer wieder vereinzelt auf "89" findet. Da stimmt alles: Von der melodischen, fast schon poppigen Ohrwurmmelodie bis hin zum durchgängigen Riff und einer der besten Zeilen des ganzen Albums: "You lack either hearts or brains thinking I'm fairly paid" - wenn das kein Himmelsgeschenk für die nächste Interpretationsklausur im Englisch-Leistungskurs ist. Mit dem gewaltigen Soundfeuerwerk von "Northern" verabschieden sich die Schweden dann schließlich und geben sich noch einmal Mühe, die Lückenfüller vergessen zu lassen. Doch bei aller Liebe zum Underdog bleibt vor allem dieser eine Gedanke: The Bear Quartet sind eine gute Band, "89" aber leider nicht ihr bestes Album. Aber mit gerade mal 20 Jahren auf dem Buckel dürften sich die Herren ja gerade erst warmgespielt haben.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Millions
  • I am your sister
  • Reanimation of the dead sea

Tracklist

  1. Halmet
  2. Millions
  3. Sweet beef
  4. Least loved (Of the unloved)
  5. I am your sister
  6. On the map
  7. I was a weapon
  8. Reanimation of the dead sea
  9. Carry your weight
  10. Northern
Gesamtspielzeit: 42:23 min

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