Orphaned Land - The never ending way of ORwarriOR

Century Media / EMI
VÖ: 22.01.2010
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Völker, hört die Tonträger

Musik hat bitte schön politisch zu sein. Sagen die einen. "Keep politics out of music" die anderen. Orphaned Land aus Tel Aviv haben mit nur wenigen Releases beides geschafft, nämlich ohne großartige politische Parolen alleine durch Bandzusammensetzung, Gastmusiker und die Vertonung gemeinsamer Wurzeln Israelis und Araber wenn schon nicht an den Verhandlungstisch, dann zumindest um Musikinstrumente beziehungsweise die Stereoanlage zu versammeln.

Das Schimpfwort hierfür lautet "Weltmusik", die Band um Frontmann Kobi Farhi bevorzugt das Etikett "Middle Eastern Metal". Namen, Schall und Rauch hin und her - solange ein Album mit einem derartigen Knaller wie "Sapari" eröffnet wird, sind solche Kategorien bedeutungslos. Donnernde Riffs, ein Ohrwurmrefrain und exotische Instrumente wie Saz, Bouzouki oder Cümbüs zeigen, dass Farhi abseits aller Statements ein verdammt guter Songschreiber ist. Nicht zu vergessen die Backing Vocals von Anneke van Giersbergen. Nein, doch nicht: Die Dame, die hier so gänsehautfördernd trällert wie die Holländerin, heißt Shlomit Levi und hat bereits das Vorgängeralbum "Mabool" mit jemenitischen Gesängen veredelt. Ofra Haza, anyone?

Das Faszinosum Orphaned Land lässt sich wohl am besten in zwei Songs erklären, namentlich "The path part 1" und "The path part 2": Kobi Farhi growlt, bellt, faucht, beschwört; Doublebass-Geballer wechselt sich mit Lagerfeueratmosphäre und Chant-Refrains ab, dazu kommen höchst stimmig eingebaute exotische Instrumente. War "Mabool" noch über weite Strecken konsequent ruppig, hat Farhi dank Porcupine-Tree-Frontmann Steven Wilson als Produzent mittlerweile das perfekte Mischverhältnis gefunden. Es gibt schließlich zudem noch ein Konzept über den Kampf zwischen Licht und Dunkel zu erforschen.

Das klingt schwieriger, als es letztlich ist. Denn den Israelis gelingt es, zur rechten Zeit die Komplexität herauszunehmen und mit "Barakah" einen vergleichsweise gradlinigen Rocker einzustreuen. Und genau dieses brillante Niveau ist es, das "The never ending way of ORwarriOR" und Orphaned Land so relevant macht: Politische Statements herauszuhauen, ist simpel. Faszinierende Musik zu erschaffen, an der israelische wie arabische Musiker beteiligt sind und die auf Konzerten gleichzeitig von israelischen und arabischen Fans gefeiert wird - das ist Kunst.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sapari
  • The path part 1 - Treading through darkness
  • Olat Ha'tamid
  • New Jerusalem
  • Barakah

Tracklist

  1. Sapari
  2. From broken vessels
  3. Bereft in the abyss
  4. The path part 1 - Treading through darkness
  5. The path part 2 - The pilgrimage to Or Shalem
  6. Olat Ha'tamid
  7. The warrior
  8. His leaf shall not wither
  9. Disciples of the sacred oath II
  10. New Jerusalem
  11. M i?
  12. Vayehi or
  13. Barakah
  14. Codeword: uprising
  15. In thy never ending way (Epilogue)
Gesamtspielzeit: 78:21 min

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