Mudvayne - Mudvayne

Epic / Sony
VÖ: 18.12.2009
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schwarzlichtblick

Bei Mudvayne muss man als Hörer nun endgültig schwarz sehen. Was ausnahmsweise mal keine Kritik ist: Einerseits kommt nämlich Mudvaynes fünftes, selbstbetiteltes Album mit schneeweißem, scheinbar völlig unbedruckten Artwork daher, das erst unter Schwarzlicht seine Bilder und Texte offenbart. Und andererseits scheint der ewige Branchenzweite neumodernen Metals die Lust am Frust wiederentdeckt zu haben - was da nach dem Intro in "Strange and beautiful" an Doublebass-Trommelfeuer aus den Boxen bricht, ist durchaus symptomatisch für "Mudvayne". Zwar gibt es sie noch, die getragenen Pop-Refrains, die Mudvayne mit "The new game" etwas zu sehr in Richtung Radio entglitten waren; doch die gegenüberstehenden harten Momente sind endlich wieder düster und kompromisslos auf die Zwölf vertont. Wie schon Slipknot kürzt die Band ihrem Sound die Mitte, und der Drang zu den Extremen gibt dem futuristisch-unterkühlten, Break-lastigen Metal des Quartetts tatsächlich einen Stoß in Richtung alte Stärke.

Sie können sie also doch noch, die wutentbrannten Giftspritzen wie "Heard it all before", das seine stiernackigen Dissonanzen mit einem klassischen Metalsolo krönt, "Closer" mit der marschierenden Slipknot-Strophe oder "I can't wait" mit seinem Schlagzeuginferno zu Beginn und den nervös zuckenden Breaks. Manchmal verirrt sich die Band aber doch noch in die Genre-Schablone (eher hart in der Strophe, eher zart im Refrain), "1000 mile journey" ist für eine Band dieses Formats in weiten Teilen schlicht zu einfach gedacht. Auch wäre in einigen Songs mit ein bis zwei Minuten weniger Spielzeit noch immer alles gesagt gewesen. Diese unnötigen Längen tragen so zu vermeidbaren Qualitätsschwankungen bei, "Beyond the pale" oder "Out to pasture" überzeugen mit ihren athmosphärischen Bassintros, nur um diesen Kredit später mit dem einen Klischee-Part oder dem einen überflüssigen Refrain zum Teil wieder zu verspielen. Dieses Nebeneinander von exzellenten, intensiven und eher durchschnittlichen Passagen findet sich in beinahe jedem Song des Albums.

Dennoch ist "Mudvayne" ein Lichtblick nach dem ziemlich schwachen Vorgänger. Gerade "All talk" macht klar, wie friedlich Härte und Gefühl koexistieren können, weil hier Sänger und Gitarrist echte Melodie wagen, und nicht das, was der moderne Metal sonst dafür ausgibt. Was man von der abschließenden Ballade "Dead inside" ebenfalls behaupten kann - ein schlichtes Leidenslied, das mit ebensolcher Dramatik fast ein bisschen rührend wirkt, wenn man nur das klischeetriefende Pathos von Titel und Text zu akzeptieren bereit ist. Der Weisheit letzter Schluss ist dieses Album nicht. Aber eine gute Erinnerung an eine Band, die mit "L.D. 50" und "The end of all things to come" im ausgehenden Jahrzehnt zwei hervorragende Metalalben veröffentlicht hat. Der Weg für ein drittes wäre hiermit frei.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Heard it all before
  • I can't wait
  • All talk

Tracklist

  1. Beautiful and strange
  2. 1000 mile journey
  3. Scream with me
  4. Closer
  5. Heard it all before
  6. I can't wait
  7. Beyond the pale
  8. All talk
  9. Out to pasture
  10. Burn the bridge
  11. Dead inside
Gesamtspielzeit: 48:17 min

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