Mando Diao - The malevolence of Mando Diao

EMI
VÖ: 09.10.2009
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schön, aber selten

So ist das, wenn man auf dem Dachboden oder im Keller in alten Kisten wühlt. Da finden sich Erinnerungen, die man eigentlich schon verdrängt hatte - manche wohl auch zu Recht. Die Damen und Herren bei EMI mussten hingegen feststellen, dass da tatsächlich noch massig Material von Mando Diao herumliegt, einer Band, mit der es sich die Plattenfirma zwischenzeitlich bekanntermaßen ziemlich verscherzt hatte. Und damit man nicht im Streit auseinandergeht, kam noch einmal zusammen, was einmal zusammengehörte - Band und Label - und zieht nun mit dieser Sammlung von B-Seiten und Raritäten den endgültigen Schlussstrich unter die mehrjährige Beziehung. Die freudige Erkenntnis: Von den Songs, die bei Mando Diao so lange ein Schattendasein führten, können andere Bands nicht einmal im Entferntesten träumen.

"The malevolence of Mando Diao" ist nicht nur ein beeindruckendes Zeugnis davon, was die Schweden sich leisten konnten liegenzulassen, sondern verblüfft auch durch Stilvielfalt. Wieviel alten Motown-Soul der immer noch junge Björn Dixgård doch in seiner Stimme hat! Im großartigen "Last time infected" - lediglich eine B-Seite von "Down in the past" - faucht und schnarrt er, dass es nur so eine Freude ist. Derselbe Dixgård schafft es kurz darauf problemlos, Schmusesongs aus dem Ärmel zu schütteln, die cheesier kaum sein könnten. Und Gustaf Norén, bei Mando Diao für das etwas juvenilere Feuer zuständig, muss in diesem Zusammenhang natürlich auch erwähnt werden.

Das alles sind natürlich keine neuen Erkenntnisse. Aber es ist doch umgemein eindrucksvoll, wie selbstverständlich und unverschämt souverän Mando Diao selbst B-Seiten wie "Popovic" und "San Francisco Bay" von der Hand gehen. Das komplette Material hätte locker zu mindestens einem großen Hitalbum gereicht - warum einige Songs es nicht auf die regulären Longplayer geschafft haben, muss man dann auch nicht verstehen. Die neue, bisher unveröffentlichte Single "The quarry" mit ihrem leichten Mariachi-Einschlag muss man da schon zu den etwas weniger gelungenen Stücken zählen.

Als kleine Zugabe zu dieser bereits erstaunlichen Sammlung servieren Mando Diao auf DVD ein siebzigminütiges, mit Liebe aufgezogenes Unplugged-Konzert aus den Svenska Grammofon-Studios in Göteborg. Hits wie "God knows", "Paralyzed", "Long before Rock'n'Roll" und die Barjazzversion von "Sheepdog" funktionieren ganz anders als im Studio, gewinnen aber dadurch nur noch mehr an Eigenständigkeit. Und an Charme, wenn die Band zwischendurch noch ein paar persönliche Anekdoten zu den Entstehungsgeschichten der Songs zum Besten gibt. Wirklich schön.

Natürlich trifft nicht jede B-Seite voll ins Schwarze. Einige wenige Songs wie etwa "Searching for owls" sind auf einer B-Seite tatsächlich besser aufgehoben, und das Beatles-Cover "A hard day's night" wäre besser als Kuriosität denn als Rarität archiviert worden. Auch wenn die Schweden selbst diesem Klassiker ihren eigenen Stempel aufdrücken. Trotzdem rundet dieses Päckchen die Bandjahre 2002 bis 2007 überaus gelungen ab. Es mag seltsam klingen, aber diese B-Seiten-Kollektion ist wohl das beste Mando-Diao-Album seit dem schwitzigen Debüt "Bring 'em in".

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Popovic
  • Last time infected
  • San Francisco Bay
  • Jeanette

Tracklist

  • CD 1
    1. Chi ga
    2. This is the modern
    3. Son of dad
    4. Duel of the dynamite
    5. The malevolence
    6. Popovic
    7. Hail the sunny days
    8. Cinderella
    9. Last time infected
    10. Carbon place
    11. Sheepdog (Acoustic)
    12. Chet Baker
    13. Sweet Jesus
    14. Picture of 'em all
    15. And I don't know
    16. With or without love
    17. Good morning, Herr Horst (Rac mix)
    18. Spit on your love
    19. Telephone song
  • CD 2
    1. The quarry
    2. How we walk
    3. Searching for owls
    4. San Francisco Bay
    5. Your lover's nerve
    6. Moonshine fever
    7. India love
    8. For the tears
    9. Waves of fortune
    10. Deep blue sea
    11. She's so
    12. Jeanette
    13. Long before Rock'n'Roll (Live)
    14. We're hit
    15. Chi
    16. A hard day's night
    17. Little boy jr. (Live)
    18. Paralyzed (Live)
    19. Sheepdog (Live)
    20. Driving around
  • DVD 1
    1. Intro
    2. Killer Kaczinsky
    3. The new boy
    4. God knows
    5. Paralyzed
    6. The band
    7. Amsterdam
    8. Welcome home, Luc Robitaille
    9. Sheepdog
    10. Take me home country roads
    11. Ochrasy
    12. Misty mountains
    13. Chi ga
    14. Long before Rock'n'Roll
    15. You can't steal my love
    16. Credits
    17. The wildfire
Gesamtspielzeit: 212:37 min

Im Forum kommentieren

ease

2010-01-13 14:27:50

meiner meinung nach eine 7/10 da man's nicht höher bewerten sollte als hurrican bar und ode to ochrasy...

Tama

2009-12-27 16:17:42

Hab's mir einfach mal gekauft und auf einer langen Autofahrt zu Gemüte geführt. Ist wirklich ein schönes Teil, da ist praktisch nichts drauf, was man hätte weglassen sollen. Und jetzt schau ich mir mal die DVD an.

Armin

2009-12-26 23:58:25

Genau. Für das "Album der Woche" kommen nur normale Studioalben in Frage.

2009-12-26 15:13:36

Mando Diao war bei den Specials dabei, ist also nur gefühltes AdW.

hot

2009-12-22 11:47:45

"she's so" kannte ich schon und ist noch immer die beste b-side.

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