Gorky's Zygotic Mynci - How I long to feel that summer in my heart
Mantra / Beggars / ConnectedVÖ: 24.09.2001
Natural born hippies
Auch mit einem Fremdwörterduden kommt man den zungenbrecherisch benamten Gorky's Zygotic Mynci nicht auf die Schliche. Doch dieses Troubadour-Kollektiv kleidet sich nicht wirklich in Geheimnisse, sondern lieber in Jeans und Rollkragenpullis. Als Nachfahren akustikgitarrenbewehrter Folk-Ensembles wie der Incredible String Band, die sich vor allem durch die Bewahrung volksmusikalischer Wurzeln hervortaten, greifen sie nämlich lieber eine ganz und gar friedvolle Tradition der Blumenkinder auf. Da sich die britische Folklore im Gegensatz zur Volksmusik unserer Breitengrade keine Verbrechen gegen die Menschlichkeit hat zu Schulden kommen lassen, überlebte diese auch das Ende des "summer of love" unbeschadet. So können verspätete Hippiekommunen aus Wales auch im Jahre 2001 zu Oohs und Aahs und Trallalas Ringelreihen tanzen.
Vor ein paar Jahren scharte also ein harmloses Völkchen ein Horde Fiddler, ein paar Wandergitarren und gar ein fettes Harmonium um sich, um reichlich - na, was wohl? - Harmonie zu verbreiten. Dies gelingt auf "How I long to feel that summer in my heart", dem mittlerweile sechsten Album, denn auch meist vortrefflich. Glockenspiel, Harfe, Spinett, Zither, sogar Ei und Pingpong-Ball sorgen bei den fünf Walisern für anschmiegsame Klangwolken, zu denen sich Bänkelsang und harmonieselige Jauchzer gesellen. Gelegentliche Trompeten und Hörner blasen den gemächlichen Gitarren dabei den Marsch, auch wenn dieser eher in überaus zurückgelehnten Shuffle- oder Walzer-Rhythmen daherkommt.
Wer nun den Verdacht hegt, Gorky's Zygotic Mynci würden auch diesmal wieder vornehmlich durch lahme Ärsche von sich reden machen, liegt keineswegs verkehrt. In "Easy love" säuselt sich ein händchenhaltender Chor durch die von zerfasernden Geigen gefüllte Luft. Frontbarde Euros Childs schwelgt Zeilen wie "Let those blue skies grow some more / Let the hearts ache no more" und pflückt ein paar Gänseblümchen. Während er sich diese ins Haar steckt, haucht Kollege Richard James traurig "These winds are in my heart" und leidet vor sich hin. Doch die große Familie schunkelt solange zu verhuschten Chorälen, bis sie den verlorenen Sohn nach einem gemeinsamen Hallelujah wieder in den Arm nehmen kann. Man hat sich ja schließlich furchtbar lieb. Piep, piep, piep.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Where does yer go now?
- These winds are in my heart
- How I long
Tracklist
- Where does yer go now?
- Honeymoon with you
- Stood on gold
- Dead-aid
- Cân Megan
- Christina
- Easy love
- Let those blue skies
- These winds are in my heart
- How I long
- Her hair hangs long
- Hodgeston's hallelujah