Aura Dione - Columbine

Music For Dreams / Island / Universal
VÖ: 27.11.2009
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Schöne, bunte Welt

Pocahontas meets Flashdance. So beschreibt sich Aura Dione. Selbsteinschätzungen sind ja immer so eine Sache, aber wenn man sich einmal anschaut, was an Fotomaterial über Dione kursiert, dann muss man einräumen: Joah, passt. Als Multi-Kulti-Dänin - die Mutter färöisch-französischer, der Vater dänisch-spanischer Herkunft - weiß sie, was es heißt, zwischen den Welten, in einer bunten Umgebung zu leben. Das hat sich anscheinend in Diones Auftreten eingebrannt. Die 24-Jährige, die sich die meisten ihrer Klamotten selbst schneidert und auch sonst selten etwas in fremde Hände gibt, gibt sich knallig, frech - und wahrscheinlich laut, könnte man meinen. Der erste Eindruck täuscht jedoch. "Columbine" ist nicht so crazy, wie Dione auf den ersten Blick wirkt. Letztendlich entpuppt sich die Dänin als Singer/Songwriterin, gefangen im Körper einer Hippie-Tochter.

Genauso farbenfroh wie die Ballons auf dem Cover von "Columbine" ist auch Diones Musik. Vielschichtig wie selten eine Pop-Prinzessin zuvor präsentiert sich die Dänin auf ihrem Debüt. Die erste große Überraschung gelingt gleich mit dem Opener "Glass bone crash": ein Song, den man so nicht von jemandem erwartet hätte, der sich anschickt, Katy Perry den Popthron streitig zu machen. Sondern eher von einer Kombo aus dem einsamen Island. Immer noch Pop, klar, aber mit so viel Stil und Anspruch formuliert, dass es einem warum ums Herz wird. "Stay the same" klingt wie ein Kinderlied, das gegen Ende von einer traurigen Jazztrompete überrascht wird. Auch die erste, vielleicht etwas nervige Single "I will love you Monday (365)" mit ihrem Souleinschlag und der wunderbaren Schräglage sowie das ruhige, an Lene Marlin erinnernde "Clean hands" befinden sich noch auf der Habenseite. Schade eigentlich, dass Aura Dione nicht durchweg positiv überraschen kann. Die Vielschichtigkeit zieht nämlich auch negative Nebenwirkungen nach sich. Zur Mitte hängt "Columbine" ziemlich durch. "Picture of the moon", "You are the reason" und "Song for Sophie" sind nicht mehr als beliebiger, netter, schöner, schnöder Radio-Pop, bei dem es eigentlich egal ist, wer ihn singt. Es hört sich ja doch alles irgendwie ähnlich an. Ein bisschen Winehouse, ein bisschen MacDonald, etwas Texas - und fertig ist der ungefährliche Tralala-Song.

Aber "Columbine" hat genauer betrachtet zum Glück wenig mit dem aktuellen Katy-Perry-Lady-Gaga-Zirkus gemein. Gegen Ende fängt sich "Columbine" auch wieder und klingt mit drei sehr ruhigen Liedern aus. Das letzte Stück "Lulla goodbye" enpuppt sich als atmosphärisches, etwas schmonziges, aber sehr berührendes Gute-Nacht-Liedchen. Dione deutet auf ihrem überdurchschnittlichen Debütalbum an, was alles in ihr steckt. Jetzt ist es an ihr selbst, das alles einmal in geordnete Bahnen zu bringen. Gelingt ihr das, dann könnte das zweite Album ein ganz großer Pop-Wurf werden. Ihre Songs haben bereits jetzt ein starkes Fundament. Auch ganz ohne bunten Firlefanz.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Glass bone crash
  • Clean hands
  • Lulla goodbye

Tracklist

  1. Glass bone crash
  2. Little Louie
  3. Something from nothing
  4. Stay the same
  5. Picture of the moon
  6. You are the reason
  7. Song for Sophie
  8. I will love you Monday (365)
  9. Clean hands
  10. Are you for sale
  11. Anthony
  12. Lulla goodbye
Gesamtspielzeit: 40:08 min

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