Adrian Crowley - Season of the sparks
Chemikal Underground / Rough TradeVÖ: 20.11.2009
Aus der Mitte entspringt ein Fluss
Adrian Crowley hat sich bisher adrett und nett im Hintergrund gehalten. Seine Alben, mit kleinem Aufwand zusammengeschustert, haben bisher niemanden wirklich vom Hocker hauen können, zu vorhersehbar und zu lieblich inszenierte der Ire seine Songwriter-Miniaturen. Und doch hatte man die Hoffnung, da könne noch mehr gehen, weil gewisse Ansätze doch kompatibel erschienen mit den Vokabeln "Erinnerungswert" und "Qualitätsanspruch". Allenfalls seine beiden Tributalbum-Beiträge für den aktuell gar nicht mehr so wandlungsfähigen Tausendsassa Will Oldham und den hierzulande leider eher abseits agierenden schottischen Künstler James Yorkston wurden seinem großen Talent gerecht. Aber was bedeuten schon Beiträge für Tributalben aktueller Künstler? Dass man sich weiterhin hinter dem Vorhang der wirklich wichtigen Musiker versteckt hält? Eben.
"Season of the sparks" beginnt, wie man es von Crowley gewohnt ist und erhofft hat, er möge es bitte nicht tun. Harmonium und Glockenspiel vereinen sich in "Summer haze parade" für ein kurzes melodiöses Zusammenspiel, was entfernt an ein Kinderlied erinnert und auch bestens auf die Zusammenstellung "Songs for the young at heart" der beiden Tindersticks-Frontmänner gepasst hätte. Süßlich-süffisant und doch schnell vergessen. Da helfen auch die Waldhörner und der Umschwung ins Orchestrale nichts. Doch genau dieser Umschwung setzt, nachträglich betrachtet, ein Zeichen für das Kommende auf "Season of the sparks". "The beekeeper's wife" ist schlicht gesagt unglaublich. Die orchestrale Untermalung ist keine Untermalung mehr, nein, sie weitet sich auf eine ganze große aufgeschwemmte Fläche. Ein dutzend Violinen und eine singende Säge laufen an gegen ebenso episch aufgeladene Gitarrensaiten, die nicht etwas forsch nach Aufmerksamkeit schreien, sondern sich frei flottierend um sich selbst kümmern. Wie ein unendlich langsam, aber stetig fließender Fluss schenkt uns Crowley seine Lyrics ein, so als stehe er selbst neben sich, in traumnahem Zustand. Scott Walker und Richard Hawley lassen respektvoll grüßen.
"The wishing seat" greift die mangelnde Eile des Vorgängers auf. Violinen weichen weiteren Gitarren, die elegisch und in minutiöser Arbeit an einem elegant-romantisierenden Wall of Sound bauen, dabei zu keiner Zeit daran interessiert sind, loszulassen, und Stärke zu beweisen. Gerade im Refrain, der plötzlich für Sekunden Anlass zum Tempo gibt, hält man sich trotz des Drangs nach Mehr zurück, was zu einem der emotional-eindrucksvollsten Momente von "Season of the sparks" führt. Crowley jedenfalls kann sich getrost auf der Höhe seines Schaffens sehen, trotz dieses Überschwangs an Melancholie und schwarzverhangener Gemütsverfassung, was er auch mit dem improvisiert wirkenden und fabelhaft orchestrierten "Squeeze bees", dem lieblichen wie infantilen Schwank "Horses like to dream all night" und der akustischen, zu Herzen gehende Folk-Ballade "Swedish room" zeigt. Die soul-lastigen Stücke wie "Liberty stream" und der Titeltrack sind ihm dagegen nur mäßig gelungen, weil sie einerseits aus dem unerwarteten Kühlschrank zu kommen scheinen und Crowley sich andererseits stimmlich nur mühsam daran abarbeitet. Wie es gehen kann und wie Adrian Crowley auch in Zukunft einer festen Größe englischsprachiger Songwriter bleiben kann, hat er mit "Season of the sparks" aber gleich mehrfrach gezeigt. Die Grenze ist durchbrochen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The beekeeper's wife
- The wishing seat
- Squeeze bees
- Swedish room
Tracklist
- Summer haze parade
- The beekeeper's wife
- The wishing seat
- The three sisters
- Squeeze bees
- Liberty stream
- Horses like to dream all night
- Season of the sparks
- Swedish room
- Pay no mind (To the dawn cryer)
Referenzen
Spotify
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