Transatlantic - The whirlwind
InsideOut / EMIVÖ: 23.10.2009
Im Auftrag des Herrn
Man kann Neal Morse sicherlich so manches vorwerfen. Inkonsequenz und mangelndes Selbstbewusstsein gehören nicht dazu. Denn so abrupt, wie er seine weltliche Musikerkarriere zugunsten religiöser Musik beendete, so entschlossen trommelte er dank einer passenden Songidee wieder die Kumpels der Prog-Supergroup Transatlantic zusammen. Und macht sogleich mächtig auf dicke Hose, vergleicht er das Ergebnis "The whirlwind" doch mal eben mit Tolstois "Krieg und Frieden". Nun ja. Fakt ist jedoch: Wäre dieses Album ein Buch, es hätte einen ähnlichen Umfang.
Der Beweis ist die Trackliste. Wobei der Begriff nett euphemisiert, dass "The whirlwind" tatsächlich exakt einen Song enthält, der für die Zappergeneration aus unerfindlichen Gründen sogar noch in zwölf Tracks unterteilt wird. Als müsste man innerhalb eines einzigen Stücks ständig hin- und herspringen. Es gilt also, zwei Prog-Meilensteine der letzten zehn Jahre, nämlich "SMPTe" und "Bridge across forever", würdig zu ergänzen, und das mit Individualisten, die seit 2002 nicht mehr wirklich zusammengearbeitet haben. Und nach wenigen Minuten ist alles so, als sei Morse nie weg gewesen, denn die Kollegen Mike Portnoy, Pete Trewavas und Roine Stolt sprühen geradezu vor Spielfreude. Morse zufolge sollen dann auch die relevantesten Teile des Albums aus der allerersten Jam-Session stammen.
Natürlich ist das Instrumentalonanie in Reinkultur. Natürlich ist das purer Narzissmus. Doch wenn dann Artrock zum Niederknien geliefert wird, verzeiht man so manches. Dass Stolt sich hin und wieder ins Delirium frickelt. Dass Morses Keyboardsound immer noch gefühlt von 1984 ist. Und dass Portnoy durchaus auch mal anders als ein wütender Kampfstier auf Steroiden sein Drumkit bedienen könnte. Doch die alte Magie ist wieder da, und nur das zählt. Nobelpreisverdächtig ist das sicher nicht, doch zeigen die vier Herren höchst eindrucksvoll, wie Retro-Prog auch im Jahre 2009 in modernisierter Form zelebriert werden kann. Und wer weiß, vielleicht überzeugt "The whirlwind" Morse sogar davon, dass man auch als bekennender Christ höchst weltlich musizieren kann. Am besten bei den in dieser Verfassung dringend wiederzuvereinigenden Spock's Beard.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The whirlwind
Tracklist
- The whirlwind
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Kabuki
2010-05-09 08:33:06
Heute im Longhorn, wenn sie uns reinlassen. DHL war sich zu fein, uns die am 30.04. verschickten Tickets zu liefern...
Bonzo
2010-01-25 14:09:02
...und mit "Is This Really Happening" eines der schizophrensten Stücke überhaupt. Die ersten 4 Minuten nervig bis langweilig, danach einer der besten Instrumentalparts des letzten Jahrzehnts.
Bonzo
2009-12-06 18:41:51
An der Scheibe gibts echt nicht viel zu meckern.
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