Katatonia - Night is the new day
Peaceville / EdelVÖ: 06.11.2009
Die Begeisterung
Natürlich ist das Klischee, düstere Musik dürfe nur im Herbst oder Winter gehört werden, so ausgelutscht wie die vermeintliche Pflicht, derartige Klänge unter dem Kopfhörer genießen zu müssen. Aber ebenso natürlich passen diese Stereotypen wie die Faust aufs Auge auf eine Band, die seinerzeit letztlich nur durch ihre schwedische Herkunft davon abgehalten wurde, zu den "Peaceville Three" zu gehören, dem großen Triumvirat des englischen Doom-Death-Metal, namentlich Paradise Lost, Anathema und My Dying Bride. Insbesondere, weil die musikalischen Entwicklungen weg vom ungehobelten Todesblei zu feiner ziselierten Klängen durchaus parallel verlaufen sind.
Im Unterschied zu den Bands von der Insel waren Katatonia bislang jedoch imstande und in der Lage, die bis dato eingeschlagene Strategie fortzuführen und auszubauen. Und so ist es letztlich nur konsequent, dass an das Vorgängeralbum "The great cold distance", obwohl das kommerziell erfolgreichste im Backkatalog, nur wenig mehr als das Eröffnungsriff von "Forsaker" erinnert. Und was für ein Riff das ist! Donnernd reißt es die Verbindung zu "The great cold distance" nieder, um vom erneut verbesserten Gesang Jonas Renkses weitergetragen zu werden. Beinahe körperlos agiert die Stimme des Frontmanns als fünftes Instrument.
Hier und auf den folgenden beiden Tracks passieren nicht weniger als die emotionalsten, nahegehendsten, berührendsten Momente des Genres seit langer Zeit. Wenn Renkse im Refrain zu "The longest year" die Arme ausbreitet, kniet der Hörer ergriffen nieder. Für solche Melodien würden andere Bands töten. Ja, das ist bombastisch. Nein, das ist auf keinen Fall kitschig. Dass "Idle blood" auch auf der Opeth-Großtat zu "Damnation" als Highlight zu verzeichnen wäre, passt da nur ins schwarz gemalte Bild.
Denn "Night is the new day" ist immer noch Düster-Rock in reinster Form. Daran ändern auch die leicht frickeligen Polyrhythmen von "Liberation" nichts. Und wem bei den vor Kälte zitternden Keyboard-Klängen auf "The promise of deceit" keine Gänsehaut den Rücken herunterläuft, der dürfte selbst an der bandnamensgebenden psychomotorischen Störung leiden. Auch wenn Prognosen schwierig und Verallgemeinerungen immer schlecht sind: Mit dieser Platte reißen Katatonia die Verbindung zur Vergangenheit in weiten Teilen ab. Das ist auf der einen Seite mutig, auf der anderen Seite letztlich nur konsequent. Der Ton gewordene Hilfeschrei des Refrains von "Nephilim", dem wohl letzten reinen Doom-Song der Band, verhallt im Nichts. Und erst lange nachdem der letzte Akkord des zu Tränen rührenden "Departer" verhallt ist, wird der eingangs erwähnte Kopfhörer abgenommen. Ergriffen. Und doch begeistert.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Forsaker
- The longest year
- Idle blood
- Departer
Tracklist
- Forsaker
- The longest year
- Idle blood
- Onward into battle
- Liberation
- The promise of deceit
- Nephilim
- New night
- Inheritance
- Day and then the shade
- Departer
Im Forum kommentieren
boneless
2020-03-26 21:21:22
Theoretisch kann man von Katatonia alles kennen, denn bis auf die für mich komplett belanglose letzte Platte haben die nichts schlechtes veröffentlicht. Du darfst also gern noch Tonight's Decision, Discouraged Ones und Dance of December Souls probieren. ;)
Oceantoolhead
2020-03-26 17:21:07
1. Night is the new day
2. the great cold distance
3. viva emptiness
4. the fall of hearts
5. last fair deal gone wrong
6. Dead End Kings
7. Brave Murder Day
Mehr kenn ich noch nicht. Gibts irgendeine Platte die ich übersehen habe, man aber unbedingt hören sollte ?
velvet cacoon
2020-03-26 16:19:55
Night is the new Day 8
Dead End Kings 9
The Fall of Hearts 8
boneless
2020-03-26 16:10:18
Passt auch, ich bezog mich aber auf diese Version.
Zappyesque
2020-03-25 23:40:26
Diese hier müsste das sein oder: https://www.amazon.de/gp/aw/d/B004QK6TYQ/ref=ox_sc_act_image_1?smid=A3JWKAKR8XB7XF&psc=1
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