Miike Snow - Miike Snow

Columbia / Sony
VÖ: 23.10.2009
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Second life

Produzenten haben ein verstecktes Geltungsbedürfnis. Ihr tägliches Werk besteht darin, in einem kleinen Studio Songs zu erarbeiten, mit denen später Künstler an die breite Öffentlichkeit gehen und sie als ihren neuen Wurf präsentieren. Mit Sicherheit führt es dazu, dass sich einige Produzenten einen guten Ruf erarbeiten, was ihnen wiederum neue Künstlerkunden bringt. Im Mittelpunkt stehen sie hingegen selten. Meist liest man ihre Namen "nur" in Danksagungen oder als Credit in Schriftgröße 3. Höchstens noch in Rezensionen mit vielen Bands in Klammern. Das mag abseits vom Salär den meisten Damen und Herren genügen, doch reizt irgendwann der selbstdarstellerische Ur-Instinkt viele Produzenten, eigene Songs zu veröffentlichen.

Bloodshy & Avant zeichnen sich für etliche Songs in der Popwelt aus (u.a. Britney Spears' "Toxic") und haben auch ein rar gesätes Highlight des rückliegenden Maroon-5-Remix-Albums kreiert. Mit Andrew Wyatt als letztem Part des Trios wagen sie den Schritt weg vom Produzententisch und veröffentlichen nun gemeinsam unter dem Namen Miike Snow ihr gleichbetiteltes Debütalbum. Verbunden mit der Aussage, eigentlich gar nicht in der Öffentlichkeit stehen zu wollen. Was soll man sagen? Pech gehabt! Wenn man ein zeitlos schön klingendes Popalbum erstellt und dem kühlen Electro- und Synthiesound so viele warmherzige Melodien entlockt, bleibt das nicht länger im Verborgenen. Eine Schande wäre es ohnehin.

Alleine schon die Single "Animal" ist ein Clubhit erster Güte. "I change shapes just to hide in this place but I'm still an animal", singt Wyatt und charakterisiert damit irgendwie auch das Leben ihres Maskottchens, dem Jackalope, einem Hasen mit Hirschgeweih. "A horse is not a home" wäre auch ein guter Zoot-Woman-Track, während Peter, Bjorn & John gerne "Song for no one" adoptieren würden. "In search of" ist eine breitbeinige Produktion, die auf French- und Filterhouse schielt, Justice im Vorbeigehen eintütet und beim Progressive-House-Schwank Gabriel & Dresden mit ins Boot holt. "Faker" degradiert Synthies zu unauffälligen Mitläufern und befördert kurzweilig die Trompete, und "Sans soleil" hätte Wall*E neues Leben eingehaucht.

Miike Snow verweben Popstrukturen mit tänzelnden Pianotasten und bitterzarten Electrosounds, ohne Effekte ins Rampenlicht zu stellen. Wenn der Bass in "Cult logic" kräftiger atmet, dann stressfrei und wenn das Trio von Beziehungen singt, dann unpeinlich: "Don't forget to cry on your own burial", heißt es etwa in "Burial" und "And when lights go out, will there be a trace that I loved Silvia" in "Silvia". So ganz dürfte es die Produzenten nicht stören, ihren Studiomuff verlassen zu müssen, um dem Tourleben entgegen zu blicken. Schließlich werden sie dafür engagiert, Songs zu erschaffen, die den Puls der Zeit treffen. Auftrag erfüllt. Das zweite Leben hat begonnen.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Animal
  • Burial
  • Sans soleil
  • A horse is not a home

Tracklist

  1. Animal
  2. Burial
  3. Silvia
  4. Song for no one
  5. Black & blue
  6. Sans soleil
  7. A horse is not a home
  8. Cult logic
  9. Plastic jungle
  10. In search of
  11. Faker
  12. Billie Holiday (Bonus)
Gesamtspielzeit: 51:34 min

Im Forum kommentieren

koe

2010-01-14 17:20:00

Ziemlich schoenes Pop-Album find ich.
Fast kein Ausfall, stimmungsmaessig kann ich eine Menge damit anfangen. Die Pitchfork 5.0 kann ich mal wieder nicht nachvollziehen, aber das ist ja oft so ;-) ... .

uczen

2009-11-22 11:19:14

In Search Of und A Horse Is Not A Home sind die absoluten Granden. Aber auch sonst ein wundervolles Album.

Hank

2009-11-16 14:09:35

Cult Logic ist für mich nun mal der Überhit des Albums. Lediglich dem von dir genannten Lied fehlt das Hitpotential, der Rest ist ausnahmslos toll.

N.M.

2009-11-16 00:36:07

good good good

quincy

2009-10-20 20:31:00

@Kugelfisch: Dank u well. Guter Tipp. Aber wie gesagt, bereits fündig geworden: hhv.

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