Echo & The Bunnymen - The fountain

Rykodisc / Warner
VÖ: 16.10.2009
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Die Stadionwurst

In der Nacht, wenn das Groupie schläft und die Drogen nachlassen, dann liegt er da, der einsame Stadionrocker, und bekommt es mit der Angst zu tun. Eigentlich will er morgen ja gar nicht da raus gehen, in diese riesige Arena, auf diese riesige Bühne. Das Mikrofon ist plötzlich so hoch, so weit weg und seine Stimme ganz piepsig. Dem Publikum entgeht das nicht, und es lacht ihn aus. Und als er die Augen langsam wieder öffnet, traut er selbigen nicht: Anwesend sind ausschließlich Rentner mit Hörgeräten und verstaubten Klamotten.

Zugegeben, als Füllgaranten der Stadien zwischen Wanne-Eickel und Zwickau sind Echo & The Bunnymen bisher nicht gerade aufgefallen. Wenn man aber dem Sound von "The fountain" glauben schenken darf, dann wollen sie genau dahin. Und außerdem mit leichten, großen Gesten in die Popradios und Portemonnaies der Massen. Damit war nach dem eher dunklen Vorgänger "Siberia" nicht unbedingt zu rechnen - schließlich hatten McCulloch und Konsorten da recht gelungen an die eigenen New-Wave-Frühwerke aus den Achtziger Jahren angeknüpft. Vielleicht wollen sie endlich das nachmachen, was damals schon Simple Minds viel erfolgreicher vermochten: Mit ein bisschen dunkel-romantischem Gitarrenpop Einzug in die Charts halten. Das Problem ist nur, dass Simple Minds gerade ebenfalls ein Comeback hatten und diese Anbiederung an den Mainstream schon seit 25 Jahren besser beherrschen. Die Bunnymen dagegen lassen sich mal wieder einseifen und opfern ihre Fähigkeiten dem vermeintlich schnellen Erfolg.

Da jubilieren die Gitarren und eine Herzigkeit sprudelt aus den Songs, dass es der Schwiegermutter bei der Morning Show im Radio ganz warm ums Herz wird. Nur ist das Konzept derart bieder und altbacken, dass vermeintlich hippere Bands kein Problem haben werden, an den alles andere als taufrisch aufspielenden Briten vorbeizuziehen. So sind etwa der Titelsong oder "Shroud of Turin" in ihrer ausgewogenen Nettigkeit leider nur langweilig, und das freudige "Down-da-down-da-down" von "Do you know who I am?" passt in seiner Nähe zum Kinderlied gut zum Rätseltext des Songs, der in etwa so ausgebufft ist wie die Quizfragen im Vorabendprogramm des Privatfernsehens. Auch die Idee, einen Song erst locker starten zu lassen, dann eine langsame Phase zum Spannungsaufbau einzubauen und noch einen intensiveren Part folgen zu lassen, setzen andere weitaus interessanter um als Echo & The Bunnymen in "Forgotten fields". Und mit dem vor Pathos und Kitsch triefenden "The idolness of gods" treiben sie dann auch die letzten Besucher aus dem Raum. Und so könnte McCulloch dann tatsächlich bald sehr verloren und alleine dastehen im Stadion seiner Träume. Wenn sich nicht doch noch ein paar treue Fans aus den Achtzigern dorthin verirren.

(Holger Schauer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Everlasting neverendless
  • Drivetime

Tracklist

  1. Think I need it too
  2. Forgotten fields
  3. Do you know who I am?
  4. Shroud of Turin
  5. Life of a thousand crimes
  6. The fountain
  7. Everlasting neverendless
  8. Proxy
  9. Drivetime
  10. The idolness of gods
Gesamtspielzeit: 37:11 min

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