Teenage Bottlerocket - They came from the shadows
Fat Wreck / SPVVÖ: 15.09.2009
Genau wie damals
Erinnert sich noch jemand an Green Day? Blöde Frage, schon klar. Aber es ist ja auch nicht die Band gemeint, die inzwischen bei Mamas Hausfrauen-Radiosender in der Küche läuft und dort bedeutungsschwangeren Stadionrock absondert. Nein, die Rede ist vom rotzfrechen Trio, das 1994 mit einem herzerfrischenden Rundumschlag namens "Dookie" nicht nur die US-Punkrockszene in Wallung versetzte, sondern so ganz nebenbei auch noch die Charts stürmte. Drei Akkorde für ein Halleluja hieß damals die Devise, und über tiefsinnige Texte wurde noch nicht einmal nachgedacht. Statt dessen setzten die Bengel auf Melodien, die sich penetrant in die Gehörgänge fraßen und auf eine Wagenladung voller Energie. Warum hier so ausschweifend die Vergangenheit heraufbeschworen wird? Das liegt am neuen Album von Teenage Bottlerocket. Denn für Leute, die in den Neunzigern noch zu jung waren, um das "Dookie"-Feeling live mitzuerleben, liefert das Quartett aus Laramie, Wyoming einen mehr als adäquaten Ersatz.
Bereits das Lederjacken-Outfit auf den Promofotos verrät: Auf ihrem ersten Album für Fat Wreck wildern Teenage Bottlerocket genauso unverschämt im Erbe der Ramones, wie es Billie Joe Armstrongs Band schon 1994 tat. Und genauso wie die Vorbilder beziehen sie daraus einen Großteil ihres Charmes. Simpelste Akkordfolgen werden mit einer Hingabe und Power heruntergeschrammelt, die ebenso echt wie mitreißend ist. Über dieses bombensichere Fundament legen die beiden Sänger Ray Carlisle und Kody Templeman reihenweise zuckersüße Harmonien und Melodien, die sich ständig gegenseitig an Eingängigkeit überbieten. Die Texte drehen sich meist um Themen, die hauptsächlich für Heranwachsende relevant sind, auch wenn die eine oder andere augenzwinkernde lyrische Großtat wie "Bigger than Kiss" oder "Fatso goes nutzoid" nicht fehlen darf. Und die wichtigste Konsequenz aus "They came from the shadows" ist, dass das Durchhören einfach großen Spaß macht.
Natürlich wird der Indie-Hörer, dem US-Punkrock schon immer zu stupide war, mit diesem Album wenig anfangen können. Aber wer schon länger mal wieder Lust darauf hatte, eine halbe Stunde lang das Hirn ruhen zu lassen und statt dessen in Jugenderinnerungen zu schwelgen, wird von Teenage Bottlerocket perfekt bedient. "They came from the shadows" ist mit Sicherheit kein Meisterwerk, über das man in 15 Jahren noch sprechen wird - dafür liegt das Augenmerk zu sehr auf kurzfristiger Unterhaltung und zu wenig auf stilistischer Breite. Allenfalls der Ausflug in flotte NOFX-Gefilde bei "Fatso goes nutzoid" bringt einmal so etwas wie Abwechslung ins Spiel. Aber für den Augenblick liefern Hymnen wie "Skate or die", "Tonguebiter" oder das erwähnte "Bigger than Kiss" beste Unterhaltung. Und allen jungen Hüpfern sei gesagt: Genauso war es bei Green Day damals auch.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Skate or die
- Bigger than Kiss
- Fatso goes nutzoid
- Tonguebiter
Tracklist
- Skate or die
- Don't want to go
- Bigger than Kiss
- Do what?
- Not OK
- Forbidden planet
- Call in sick
- Fatso goes nutzoid
- Without you
- Tonguebiter
- Be with you
- The jerk
- They came from the shadows
- Todayo
Referenzen