New End Original - Thriller

Jade Tree / Cargo
VÖ: 22.10.2001
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Ein neuer Anfang

Das Leben ist ein reißender Fluß. Kaum hat man sich diesem einmal angepaßt und wähnt sich in trügerischer Sicherheit im Strudel der Zeit, da nehmen die stürmischen Gewässer schon wieder eine neue, überraschende Wendung. Unvermeidbare Konsequenzen müssen zwangsläufig akzeptiert und im Zuge der eigenen Entwicklung hingenommen werden. Im niemals enden wollenden Kampf um Anerkennung, Einfluß, Macht und Besitz findet sich nur selten Gelegenheit zur Ruhepause und Nachdenklichkeit. Um über Vergangenes zu resümieren. Aber vor allem, um den Blick erhobenen Hauptes in die ungewisse Zukunft zu richten.

\"I never wanna say my best days are behind me\" - Jonah Matranga (ehemals leitender Angestellter der verblichenen Far), Norman Arenas (Texas Is The Reason), Scott Winegard und Charles Walker (Chamberlain) können ein Lied davon singen. Unglaublich, was sich hier hinter einem harmlos anmutenden Titel wie \"Lukewarm\" versteckt: eine Hymne gegen die Unentschlossenheit, ein Appell an den Optimismus, ein Lebensmotto im Vierminutenformat, das Jimmy Eat World erfüllender nicht liefern könnten.

Im Nachhinein scheint es eigentlich an sich schon erstaunlich, daß New End Original überhaupt zu sich gefunden haben. In vier kurzen Monaten wurde der konsequente Weg vom ersten gemeinsamen Auftritt, vor dem die Mitglieder nicht ein einziges Mal einen Proberaum teilten, bis zum Debütalbum \"Thriller\" geebnet. Das merkwürdigste: Diese Gemeinschaft funktioniert bereits jetzt besser und überzeugender, als fast alles andere, was sich im Hier und Jetzt \"Band\" schimpft.

Im nicht minder krachigen und eingängigen \"14-41\" gibt Matranga seine bitteren Erfahrungen als in die Jahre gekommenes Mitglied einer Ellbogengesellschaft preis: \"You are always right, so why worry? / You learn to steal and lie to friends / You trust no one\". Gerade diese Mixtur aus nahezu unerträglicher Persönlichkeit und unterschwelliger lebensbejahender Message übt mit zunehmender Dauer einen Reiz aus, der es unmöglich macht, die Gehörgänge auf Durchzug zu schalten. Erst recht, wenn New End Original zum Geiseldrama \"Hostage\" ansetzen: \"Back off or someone\'ll die\". Eine Metapher natürlich. Die Trotzreaktion folgt auf dem Fuße: \"Oh I can run away / I run away real good / Maybe I should have when I had the strength / A winner never stuck with anything he couldn\'t do\". Gewinner sind sie, keine Frage. Pessimism is a four letter word.

Die Suche nach dem endgültigen Sinn der Existenz geht trotzdem weiter, ohne daß \"Thriller\" indes die definitive Antwort bereithält. Eigeninitiative ist Trumpf. Mit einem schwarz lackierten Piano bewaffnet ziehen New End Original mit \"Leper song\" in den Kampf gegen die Einsamkeit. Besser werden wir alle. Irgendwie, irgendwo, irgendwann. Die Zeit heilt nicht nur alte Wunden, sondern erfüllt leere Seelen mit Charakter. Wenn nicht heute, dann eben morgen. Selbst dann, wenn der Faktor Liebe ins Spiel kommen muß, um aus Bruchstücken ein vollkommenes Ganzes zu machen: \"Never thought that love would save me\". Als ob er nicht schon genug Erkenntnisse erlangt hätte, richtet Jonah Matranga schließlich in zermübenden acht Minuten über sein eigenes Dasein. Und wie jeder Zweibeiner kommt auch er zum Ergebnis: \"Better than nothing / And nothing is better than this\". Am Ende bleibt die Sonne im Herzen und Zuversicht wie die aus \"Lukewarm\" im Gemüt: \"There is a summer, it\'s all the time, for everyone of us.\" Oh Jonah, Du hast ja so recht.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Lukewarm
  • 14-41
  • Hostage
  • #1 defender

Tracklist

  1. Lukewarm
  2. 14-41
  3. Hostage
  4. Leper song
  5. Titanic
  6. Better than ever
  7. Weary progress
  8. #1 defender
  9. Halo
  10. The name
  11. Better than this
Gesamtspielzeit: 50:36 min

Im Forum kommentieren

boneless

2021-01-30 14:33:59

Eine der ersten und auch wichtigsten Emo-Platten für mich. Habe ich definitiv mehr gehört als alle Alben von Far, auch wenn ich die natürlich ebenfalls großartig finde.

sizeofanocean

2021-01-29 14:48:20

"Obwohl die ersten Songs deutlich mehr versprechen, als das Album halten kann."

das stimmt leider, die haben es dafür aber auch wirklich in sich. damals noch live beim Bizarre Festival und auf einer Visions Party im Dortmunder Sabotage gesehen.

Autotomate

2021-01-29 12:28:10

Na klar.

Mayakhedive

2021-01-29 08:40:32

Ich tippe mal schwer auf "Water&Solutions"

ZoranTosic

2021-01-29 08:09:46

@automate: Welches Far Album ist es aus Deiner Sicht - also sein Meisterwerk?

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