
Biffy Clyro - Only revolutions
14th Floor / WarnerVÖ: 06.11.2009
Wie die Kängurus
"I wouldn't want to get fucked by a kangaroo in any position." Ein durchaus berechtigter und verständlicher Wunsch, den Simon Neil da äußert, zum Glück aber nicht auf Biffy Clyros fünftem Studioalbum "Only revolutions". Das Zitat stammt von einer B-Seite der aktuellen Single "The captain", die wiederum mit einem derart kitschigen Zirkusbläser-Intro die neue Platte der drei Schotten einleitet, dass sich die Frage stellt: Ist das noch Satire oder schon wieder Ernst? Wenn solcher Vokabel-Nonsens auf diesen Pomp-Sound und mal wieder unverschämt eingängige Popsongs trifft, ist die Entscheidung nicht so leicht.
"Only Revolutions" hebt das Wir-holen-alles-aus-dem-48-Spuren-Mischpult-raus-Prinzip auf eine ganz neue Ebene. Cellos, Hörner, Trompeten, Tubas, Geigen und Klarinetten rücken soweit in den Vordergrund, dass sie auf den Songs ohne Orchestrierung auch fast schon zu hören sind. Von dem auf "Puzzle" diagnostiziertem Größenwahn sind Biffy Clyro noch lange nicht geheilt. Das alles könnte also ziemlich käsig und unerträglich sein, müsste es vielleicht sogar. Wenn da nicht diese Melodien wären. Und diese Harmonien. Und diese Ideen.
Denn Biffy Clyro setzen all diese Gimmicks nicht unüberlegt ein. Das vollkommen unangemessen mächtige Intro gibt den Kurs für eine Platte vor, die an übertriebenen und nicht minder genialen Einfällen einige zu bieten hat. Ob das der perfekt austarierte Wechsel von trockenem Bassgroove und treibendem Refrain im grandiosen "Bubbles" ist oder die Gänsehaut-Harmonie am Ende der Bridge im selben Songs: "She'll wash away your sins / And go home". Ob das der eingepferchte Dancefloor-Beat von "Born on a horse" ist, den sie erst viel zu spät aus dem Käfig lassen. Oder ob das die Mitgröhl-Melodie des Refrains von "Shock shock" inklusive in die Luft gestreckter Faust und befreiendem "Fuck!" ist. Die Band hat ein Händchen für Momente, die sich im Ohr festsetzen.
Und das gilt nicht nur für die nach vorne rockenden Tanzbodenfüller. Auch und gerade die balladeskeren Momente wie "Many of horror" oder das äußerst bedächtig anlaufende "Know your quarry" sind mehr als nur eingängige Popsongs. Auf der Strecke bleiben da nur die härteren Momente. Songs wie "Strung to your ribcage" oder "There's no such thing as jaggy snake" suchte man schon auf "Puzzle" vergeblich, und auch "Only revolutions" hat sie nicht im Programm. Aber wie Simon Neil im abschließenden "Whorses" feststellt: "We're only making noises / We want to affect a change / With voice and electrical noises". Das ist allemal besser als Kängurus.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Bubbles
- Born on a horse
- Many of horror
- Whorses
Tracklist
- The captain
- That golden rule
- Bubbles
- God & Satan
- Born on a horse
- Mountains
- Shock shock
- Many of horror
- Booooom, blast & ruin
- Cloud of stink
- Know your quarry
- Whorses
Im Forum kommentieren
jo
2019-08-29 15:05:29
:)
hideout
2019-08-29 12:09:21
aber "Cloud of Stink" finde ich regelrecht kacke
Ich nicht. Aber schönes Wortspiel.
;)
jo
2019-08-28 15:33:24
Haha :D - musst du nicht, keine Sorge. Ich kann nur zum Beispiel dem Opener wirklich gar nichts abgewinnen (finde ich wiederum regelrecht kacke), "God & Satan" natürlich, aber auch "Many of Horror" und auch "That Golden Rule" sind für mich relativ lahm (aber noch erträglich).
Autotomate
2019-08-28 14:28:48
"Mountains" ist schon noch erträglich, aber "Cloud of Stink" finde ich regelrecht kacke. Beim nächsten Hören werde ich die beiden aber mal mit einem "jos Highlights"-Bonus durchlaufen lassen...
jo
2019-08-28 13:37:33
Echt? "Mountains" und "Cloud of Stink"? Bei mir immer noch zwei Highlights. "God & Satan" vollkommen zu Recht geskippt ;).
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