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Manta Ray / UniversalVÖ: 09.10.2009
The good, the bad and the ugly
Lässt man Genres, Lautstärken und Krachfaktoren einfach mal weg und konzentriert sich einfach auf das subjektive Empfinden, so gibt es eigentlich nur drei Sorten Musik. Gute Musik. Schlechte Musik. Sowie solche, die einfach egal ist. Gute Musik ist relativ einfach zu erkennen. Sie lässt den Hörer durch die Wohnung hüpfen und den Verstärker auf mindestens 8,9 drehen. Man singt mit, nickt anerkennend mit dem Kopf im Takt, ist zu Tränen gerührt oder macht sich auf der Tanzfläche zum Affen. Und manche Songs gehen einem einfach tagelang nicht aus dem Ohr.
Schlechte Musik macht auch wenige Probleme. Man verzieht das Gesicht, fühlt sich unwohl und sucht nach den Notausgängen auf der Zeltdisco. Wenn sich schon während der ersten Takte ein saures Gefühl in der Magengegend und ein leichter Brechreiz einstellen, dann steht fest: Lieber weghören, ausmachen, leiser drehen oder laufen, soweit die Füße tragen. Das Problem mit schlechter Musik ist allerdings, dass diese Songs manchmal ebenfalls tagelang nicht aus dem Gehörgang gehen. Ohrwürmer sind Fluch und Segen zugleich.
So richtig schwer wird es erst mit der dritten Kategorie. The ugly, sozusagen. Musik, die bestenfalls ein Schulterzucken provoziert, ist schwer zu fassen. Sie löst weder Schmerzen noch Euphorie aus, sondern zieht an einem vorbei wie Landschaften auf der Autobahn. Wenn die sowieso schon arg verkümmerte Aufmerksamkeitsspanne des modernen Menschen nicht einmal ausreicht, um das zwischen 40 und 50 Minuten lange Album von Random City oder The Nouns einmal konzentriert anzuhören, ist irgendetwas im Busch. Musik, die mit den Schultern zuckt ist, tendiert dazu, sich den Greifhänden der Aufmerksamkeit zu entziehen wie die Plüschtiere in diesen Automaten auf dem Jahrmarkt.
Nun wird ja in diesem Land niemand gezwungen, Musik zu hören. Allerdings begegnen einem Egal-Bands ständig im Format-Radio, wo gespielt wird, was die wenigsten verärgert. Es schallt die Stimme eines vielleicht mitteljungen oder mittelalten Mannes mit helldunklen Haaren aus den Boxen. Seine drei oder vier Bandkollegen - optisch nur durch ihre Bärte auseinanderzuhalten - spielen eine Art Rock im weitesten Sinne. Irgendwoher meint man die Melodie zu kennen, da ist der Song auch schon wieder vorbei. Wie hieß er gleich? "Broken", "Why", "Stay" oder "Forever"? Und wie ging die Melodie? Verdammt, schon wieder vergessen. Es gibt also nur drei Sorten Musik. Und Livingston gehören ganz sicher auch in eine der Kategorien. In welche, ist egal.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Broken
Tracklist
- Go
- Disease
- Silence
- Broken
- Six by four
- Hold on
- Once again
- Devil man
- One good reason
- Come for me
- Like a wheel
- Vula
Referenzen
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