Charlotte Hatherley - New worlds

Little Sister / Rough Trade
VÖ: 16.10.2009
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Die Frau für jede Tonart

"Cinnabar city" sollte das dritte Soloalbum von Charlotte Hatherley ursprünglich heißen. Eigentlich hätte das gut gepasst. Nach der ersten, grauen Platte und dem zweiten, in wässrigen Blautönen gehaltenen Album die Zinnoberstadt. Übrig geblieben sind davon nur die roten Haare, die Miss Hatherley auf dem Cover zur Schau trägt. Stattdessen geht es auf in neue Welten - und die scheinen irgendwo in der Mitte zwischen "Grey will fade" und "The deep blue" zu liegen. "New worlds" bringt konsequenterweise das manchmal aus dem Ruder laufende Chaos des Debüts und die verträumte Unterwasserlandschaft des Nachfolgers zusammen - und findet einen Mittelweg. Wer also noch immer noch nicht herausbekommen hat, wo sich die Songstruktur von "Kim Wilde" versteckt hat und der Meinung ist, dass "Cousteau" ein bisschen viel des Geblubbers war, sollte hier noch einmal genauer hinhören, sei aber gewarnt: Gesangsstunden hat Charlotte Hatherley auch in den vergangenen zwei Jahren nicht genommen.

Dabei geht sie mit ihrer ganz eigenen Art, Popsongs zu komponieren und mit Gesang auszustatten, auf "New worlds" fast schon psychoanalytisch um. "Please don't make it so nice / All the wrong notes are right / And they are part of me / Are you going to stay on my side?" fragt sie im abschließenden "Wrong notes", nachdem es schon zwei Songs zuvor hieß: "You can see / We play in any key". Und zwar manchmal auch gleichzeitig. Ihrer eigenen Unzulänglichkeiten ist sich die Britin also bewusst genug, um damit zu spielen. Das sympathische Chaos hat sie auf "New worlds" aber meist in Griff. In "Straight lines" beispielsweise bricht um ein verspieltes und leicht dissonantes Gitarrenriff herum nach und nach die Welt zusammen, während die ehemalige Ash-Gitarristin ziemlich cool und fröhlich auf den Trümmern balanciert. Und auch der Titeltrack sprüht vor Spielfreude. Die Noten hüpfen das Griffbrett rauf und runter und man sieht die zierliche Musikerin fast schon bildlich hinter dem Mikrofon hampeln und ihre Haare schütteln: "Wait a minute / Wait a minute".

Insgesamt wirkt "New worlds" also wesentlich durchdachter und strukturierter als die beiden Vorgänger. Und die Abwechslung stimmt: Auf ein ruhiges Stück wie "Firebird" folgt das ungemein schmissige "Full circle", eher Aufgekratztes wie "Little Sahara" hält sich die Waage mit langsameren, manchmal lyrischen, manchmal schleppenden Songs. Niemals wirkt eines der zehn Stücke künstlich in die Länge gezogen. Und der früher zeitweise breiige Sound ist einer glasklaren und differenzierten Produktion gewichen, die diesen kantigen Popsongs ganz wunderbar steht. Da kann einem die Farbe dann ruhig einmal egal sein.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Alexander
  • Straight lines
  • Full circle

Tracklist

  1. White
  2. Alexander
  3. Straight lines
  4. New worlds
  5. Firebird
  6. Full circle
  7. Little Sahara
  8. Colours
  9. Cinnabar
  10. Wrong notes
Gesamtspielzeit: 34:53 min

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