Creed - Full circle

Wind-Up / EMI
VÖ: 30.10.2009
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Die Kreisritter

Rage Against The Machine haben es getan. The Police auch. Ebenso Faith No More und Blur. Sie alle haben sich nach mehrjähriger, teils jahrzehntelanger Trennung wieder zusammengefunden, haben Konzerte gespielt und die Fans beglückt. Irgendwie symptomatisch, dass Creed es auch getan haben, aber halt ein Stück später als alle anderen. Denn bereits vor seiner Auflösung im Jahre 2004 spielte das Quartett einen ebenso harten wie unaufregenden Grungerock mit vor Pathos triefenden Texten, der seiner Zeit einige Jahre hinterher zu hinken schien. Was Creed selbstverständlich nicht daran hinderte, mit Alben wie “Human clay“ und “Weathered“ monatelang die Spitzenplätze sämtlicher Charts zu belegen und mal so ganz nebenbei zur vielleicht erfolgreichsten Rockband der Jahrtausendwende aufzusteigen.

Da nach der von einer amtlichen Schlammschlacht begleiteten Trennung weder Jesus-Imitator Scott Stapp noch seine drei Ex-Bandkollegen mit ihrer neuen Combo Alter Bridge nennenswerte Erfolge feiern konnten, wurde eine Creed-Reunion von Jahr zu Jahr wahrscheinlicher. Getreu dem Motto “Das Eisen schmieden, solange es noch heiß ist“ steht nun, bereits ein knappes Jahr nachdem Stapp und Gitarrist Mark Tremonti in einem Gespräch unter echten Männern ihre Differenzen beseitigten, das Comebackalbum “Full circle“ in den Läden. Wer sich aber der Illusion hingegeben hatte, dass die Amerikaner ihren Neubeginn zu einer stilistischen Überarbeitung ihres Befindlichkeits-Grungerocks genutzt hätten, sieht sich natürlich enttäuscht. Die Reunion soll schließlich vor allem Geld abwerfen, und das lässt sich mit musikalischer Weiterentwicklung offenbar nicht vereinbaren.

Stapps Gesang klingt also immer noch wie der von Eddie Vedder, wenn dieser beim Singen Gewichte stemmen würde. Die Rhythmusfraktion um Bassist Brian Marshall und Schlagzeuger Scott Phillips hat sich auch weiterhin im Hintergrund zu halten, um nicht durch unnötige Improvisationen oder möglicherweise interessante Zwischenspielereien die Show der beiden Frontmänner zu stören. Tremonti darf zwar neuerdings öfter mal erdige Gitarrensoli raushauen, spielt aber ansonsten immer noch die bewährte Laut/Leise-Mischung mit tonnenschweren Akkorden, die selten zu simplen Riffs aneinandergereiht werden. So geht das 50 Minuten lang. Immerhin muss man Creed zugutehalten, dass sie aus ihren weiterhin begrenzten Möglichkeiten viel gemacht haben.

Die beiden Eröffnungssongs “Overcome“ und “Bread of shame“ halten sich an die alte Fußballerregel “Wenn's spielerisch nicht läuft, dann grätscht sie wenigstens ordentlich um“, und geben mächtig Dampf auf den Kessel. Danach schwenkt das Album zwar mit der Halbballade “A thousand faces“ in das bewährte, langweilige Fahrwasser ein, jedoch stellen Creed kurz darauf mit “Rain“ tatsächlich ein Lied auf die Beine, das zu überraschen vermag. Fast schon poppig und für Creed-Verhältnisse geradezu locker-flockig kommt die Single daher und geht ohne weiteres als ungewöhnlichstes und daher bestes Lied des Albums durch. Der Rest von “Full circle“ ist dann wieder von der Stange: handwerklich mehr als solide gemacht, nicht wirklich grauenhaft schlecht, aber halt dermaßen bieder und auf Sicherheit bedacht, dass man festhalten muss: Dieses Album hätte es nicht gebraucht. The Police waren wenigstens so frei, sich nach ihrer umjubelten und extrem lukrativen Reunion-Tour wieder aufzulösen, weil sie ohnehin nichts Neues zu sagen gehabt hätten. Hätten es Creed mal lieber auch so gemacht.

(Mark Read)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Overcome
  • Rain

Tracklist

  1. Overcome
  2. Bread of shame
  3. A thousand faces
  4. Suddenly
  5. Rain
  6. Away in silence
  7. Fear
  8. On my sleeve
  9. Full circle
  10. Time
  11. Good fight
  12. The song you sing
Gesamtspielzeit: 50:39 min

Im Forum kommentieren

Elektra

2019-07-18 19:26:40

https://www.impericon-mag.com/de/brauchen-wir-2018-noch-platten-rezensionen-ein-essay-17671/

erfrischend, das Zweite

@mein gott

2016-11-20 16:07:28

Dieses Geboller ist doch keinem zuzumuten!

mein gott

2016-11-20 04:05:54

krass, die ersten beiden tracks sind ja wohl mal das fetteste, was sie je gemacht haben, oder?! insbesondere "bread of shame" mit seinem verspulten riff zaubert einem ein dickes grinsen ins gesicht.

grungy

2016-08-15 10:35:17

Wieviele wurden gehört?

nörtz

2016-08-12 16:36:28

Creed haben ne handvoll guter Somgs. Das war es aber auch schon.

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