
Junius - The martyrdom of a catastrophist
Mylene Sheath / Make My Day / Al!veVÖ: 04.09.2009
Jede Stimme zählt
Mit der Stimme ist das so eine Sache. Sie verstärkt unseren subjektiven Eindruck über den Menschen, mit dem wir sprechen oder den wir sprechen sehen, ganz ungemein. Eine gute Parodie beispielsweise lebt von der Stimme mehr als vom Kostüm. Einen miserablen Hitler kriegen wir alle hin, ein guter Helmut Kohl braucht Übung. Und wer hat nicht beim Stichwort "Verona Pooth" gleich diesen beunruhigend hohen Fiepton im Ohr, mit der die Dame zu sprechen pflegt? Eine Stimmlage, die für den einen unerträglich ist, kann für seinen Nachbarn Musik in den Ohren sein. Und noch mehr als im richtigen Leben - oder der Parodie dessen - ist die Stimme in der Musik von Bedeutung, wenn sie Teil der Kunst ist, zu einem Instrument wird oder gar als Kunstwerk selbst auftritt.
Bands, die durch ihren Sänger auffallen oder Sänger, die auch ohne ihre Band wiederzuerkennen sind, gibt es einige. John Garcia (Kyuss) ist so einer, Mike Patton (Faith No More) auch. Und was wären Depeche Mode ohne Dave Gahan? Womit wir dann beim Thema wären. Junius-Sänger Joseph E. Martinez hört sich nämlich an wie Gahan im Buddhistenkloster. Und das gereicht der Band nicht immer zum Vorteil, denn auch ihre Musik quillt über vor Pathos, sodass es auf "The martyrdom of a catastrophist" manchmal zu viel wird.
Die vier aus Boston spielen sich mit viel Pomp und Getragenheit durch ihre Mischung aus Post-Rock, Progressive und Doom und werden manchmal vom eigenen Widerhall erschlagen. Ab und zu schafft dieses Monströse einen Moment, in dem sich alles öffnet, die Harmonien aus Gitarre, Keyboard und Gesang plötzlich einen Schönklang schaffen, der das akustische Äquivalent dazu ist, mitten in der Nacht weit entfernt von jeder Lichtquelle den großartigen Sternenhimmel zu betrachten. "A dramatist plays catastrophist" ist so ein kleines Meisterwerk. "Birth rights by torchlight" ist das Gegenteil und klingt einfach nur nach Midnight Oils "Beds are burning".
An der richtigen Mischung hapert es also nicht nur in Bezug auf Martinez' Stimme. Auch das Grundgerüst der Songs wirkt unausgewogen. Oft reiht sich ein Melodiefragment an das nächste, ohne dass sich eine Spannungskurve oder ähnliches einstellen will. Vieles zeugt von kreativem Songwriting, mäandert aber in der Ausführung vor sich hin. So hätte einem Stück wie dem abschließenden "The mourning eulogy" mehr Kontrast gut getan. In der Musik ist es eben nicht nur mit der Stimme so eine Sache.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The antediluvian fire
- A dramatist plays catastrophist
Tracklist
- Birth rites by torchlight
- The antediluvian fire
- (Turning to the spirit of the hours...)
- A dramatist plays catastrophist
- Ten year librarian
- Stargazers and gravediggers
- (...And then he fell before her)
- Elishiva, I love you
- Letters from Saint Angelica
- The mourning eulogy
Im Forum kommentieren
....
2017-03-21 17:22:05
Wer macht das Album denn schlecht?
Gomes21
2017-03-21 17:11:13
Hab das Album jetzt erst gehört und kann die schlechten Kritiken nur schwer nachvollziehen. Finde es eigentich ziemlich gut
2b1
2011-08-17 17:59:45
neues Album "Reports From The Treshold Of Death" erscheint voraussichtlich ende oktober. geht hoffentlich wieder mehr in richtung debut.
Julius
2009-10-22 06:04:02
zeitlich nah, meine ich!
Icarus Line
2009-10-20 20:19:03
Keine Ahnung.
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