Death By Stereo - Death is my only friend

I Scream / Warner
VÖ: 09.10.2009
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Die Ironie an der ganzen Sache

Efrem Schulz, Sänger und Vorstandsvorsitzender von Death By Stereo, könnte demnächst ein paar Probleme bekommen. Wenn er sie nur nicht schön hätte. Er ist über dreißig, noch fit so weit und schreit auf den Platten seiner Band noch so manchen Nachbarn aus dem Schlaf - aber von ihm gehört hat außer Abonnenten von Punk-Zines trotzdem kaum jemand. Alles kein Problem, bis ihn die Oma vielleicht mal im Autoradio mit Serj Tankian verwechselt, da kennt sie sich aus. Singen kann Efrem Schulz nämlich auch, nicht bloß schreien, und wenn er das tut, johlt er tatsächlich ein wenig wie Serj Tankian. Damit nicht genug: Die Redakteure und Leser einiger Punk-Zines hatten zuletzt ein paar Probleme mit "Death is my only friend", der neuen Platte von Death By Stereo. Und: der Platte von Efrem Schulz. Probleme, Probleme, Probleme. Wer sie hört, die Platte, der weiß, warum.

In eine Schublade sperren lassen wollte sich Efrem Schulz nie. Er ist zwar irgendwo ein Hardcore-Kind. Aber er und der Rest seiner Band müssen ihren Proberraum trotzdem mit allen "Among the living"-, "Ride the lightning"- und "Reign in blood"-Postern tapeziert haben, die der EMP-Katalog damals liefern konnte. So klingen nämlich ihre Alben, und mit "Death is my only friend" ist das kaum anders: Das ist noch Hardcore genug, um nicht Metal zu sein und noch genug Metal, um nicht bloß Hardcore zu sein. Ein bisschen trippelten Death By Stereo schon auf ihrem letzten Album "Death for life" in die Ecke mit den Haareschüttlern. Auf "Death is my only friend" lernen sie die Posen dazu. Und trockenüben ihre erste Stadion-Tournee. Ob mit oder ohne Groupie-Orgie, ist nicht überliefert.

"Death is my only friend" kennt neben dem Ausnahme-Zustand auch drei Ausnahme-Songs. Ausnahme deshalb, weil sie fast nicht mehr auf diese Platte gepasst hätten. "Fear of a brown planet" ist ein Klumpen Hardcore, mit dem auf diesem Album niemand rechnen würde. "We sing today for a better tomorrow" ein catchy Rausschmeißer mit Melodycore-Anleihen, mit dem auf diesem Album erst recht niemand mehr gerechnet hätte. Und die Neuauflage von "Forever and a day", jetzt eine Klavier-Ballade, die vor zwanzig Jahren einem RTL-Biopic über David Hasselhoff aus dem Abspann entlaufen sein muss. "Forever and a day" ist dabei der einzige dieser drei Songs, der Körperkontakt mit der Marschroute diese Platte hat. Die Band schwitzt, schnulzt und legt sich für den Rest der Platte schon mal die Dauerwelle zurecht. Und löffelt eine so unfassbare Suppe aus Streicher-Kitsch und Background-Gesülze, dass das unmöglich ernst gemeint sein kann.

"Death is my only friend" ist also eine Poser-Platte. Und weil das so ist, sollte jetzt bloß niemand anfangen, Feuerzeuge zu schwenken. In ihren Refrains entblößen Death By Stereo mehr (Brust-) Haar als eine Staffel Baywatch. Es herrscht Brandgefahr! Alles andere auf diesem Album klingt so, wie es klingen muss, wenn der Sänger von Atreyu mit dem Ex-Roadie von Poison eine Platte macht und bei EmoVZ hochlädt: verdammt bekloppt - und auch verdammt beschissen. Wenn Musiksender noch Clipsender mit Werbepausen statt Werbesender mit Clippausen wären, dann könnte man Efrem Schulz demnächst im Clip zu "Welcome to the party" in seiner Parade-Rolle im Fernsehen sehen- Wie er sich im Mike-Muir-Kostüm mit ein paar Bitches in knappen Höschen und seinen Kumpels prollt, zeigt, wie ernst Death By Stereo diese Platte meinen: so ernst wie ein Augenzwinkern. Und so ernst, wie Atzenmusik für die Generation Fall Out Boy halt sein kann. Wenn sie in "I got your back" über die Bridge ein Gniedel-Solo rollen lassen, wie man es seit C.C. Deville nie wieder hören wollte, lacht man mit ihnen - nicht über sie. Ab hier muss dann aber auch mal gut sein. Sonst erzählt die Oma demnächst noch rum, Serj Tankian wäre bei Europe eingestiegen. Das kann auch Efrem Schulz unmöglich wollen. Probleme hin, Probleme her.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • We sing today for a better tomorrow

Tracklist

  1. Opening destruction
  2. The ballad of Sid Dynamite
  3. I sing for you
  4. The last song
  5. Bread for the dead
  6. Dead to me
  7. Forever and a day
  8. Wake the dead
  9. I got your back
  10. Who should die? You should die
  11. We sing today for a better tomorrow
  12. D.B.S.F.U.
  13. Welcome to the party
  14. Fear of a brown planet
  15. For all my friends (the unity song)
Gesamtspielzeit: 50:28 min

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