Alexander Marcus - Mega

Kontor / Edel
VÖ: 16.10.2009
Unsere Bewertung: 2/10
2/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Letztes Jahr im Sommer

Das Haltbarkeitsdatum vieler Phänomene ist selten länger als einen Sommer. Opfer des letztjährigen Rummels um seine Person wird 2009 Alexander Marcus. Sein vollkommen beknackter Mix aus Club-Electronica und Volksmusik warf letztes Jahr immerhin drei wunderbare Trash-Hits ab. "Papaya", "Ciao, ciao bella" und "Spiel, Satz und Sieg" waren so abgrundtief schlecht, so übertrieben, so dermaßen an der Grenze des Unmöglichen, dass das Gesamtkunstwerk Alexander Marcus nur als Persiflage des Marianne-und-Michael-Betriebes durchgehen konnte. Sein erschreckendes Dauergrinsen überzeichnete die Fröhlichkeit sämtlicher Volksmusiksendungen dermaßen, dass die Kokain-Affäre auf den Toiletten des Musikantenstadls wieder an Plausibilität gewann. Wusste da etwa jemand mehr als die Bild-Zeitung und wollte das ganze Drama des Betriebes in der Öffentlichkeit ausrollen? Und wer sich einmal die zu den Hits gehörigen Videos anschaute, wusste genau: Hier ist einer am Werk, der einfach nur dekonstruieren möchte. Applaus bekam Marcus dafür von allen Seiten. Von denen, die sein Anliegen bemerkten genauso wie von denen, die sich auf dem Ballermann einfach mal die Hucke dichtschütten wollten.

Der erste Eindruck, den Marcus' zweites Album hinterlässt, ist: Der Gute hätte es mal bei einer Platte belassen sollen. Auf "Mega" ist nur noch wenig vom trashigen Charme des Debüts zu spüren. Gleich der Titeltrack ist nichts anderes als das, was man mittlerweile von einem durchschnittlichen Schlagerbarden erwartet. "Fiesta musica" zum Beispiell lediglich eine kleine Variation von Rex Gildos "Fiesta mexicana". Natürlich tanzbar und sich der üblichen Stilmittel bedienend, aber ganz ohne zweite Ebene. Ähnlich schwach sind das Schulhof-Liebeslied "Sandra" oder die stumpfe erste Single "Homo dance". Marcus' Kreativblockade nach seinem unverhofften Erfolg mit "Electrolore" ist auch beim "Hawaii Toast Song" offensichtlich. Und ja, das Lied dreht sich tätsächlich um geröstetes Weißbrot mit Ananas. Einfallsloser geht es kaum. Eine Idee wie das Duett mit Globi dem Globus in "Wir haben den Dreh raus" hat grundsätzlich erst einmal Potenzial, ist aber in der Praxis dann doch nicht mehr als Bierzelt-Party mit angedeuteten House-Beats und tumbem Text.

Und so ist letztendlich fast alles auf "Mega" platt wie eine Flunder und versteckt keinen dieser kleinen Twists, die manchen Song auf dem in vielen Punkten radikaleren "Electrolore" noch auszeichneten - auch wenn man bereits dort die Hälfte der Stücke einfach skippen konnte, ohne etwas zu verpassen. Für den Ballermann dürfte das gerade noch ausreichen. Im Feuilleton und in den einschlägigen Magazinen, soviel Voraussicht darf sein, wird dieses Album glatt durchfallen. Alles andere wäre eine dicke Überraschung. Auch Marcus' Haltbarkeitsdatum ist nämlich seit mindestens einem Jahr abgelaufen - und "Mega" fast ungenießbar.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

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Tracklist

  1. Intro
  2. Mega
  3. Fiesta musica
  4. Fashion
  5. Wir haben den Dreh raus
  6. Sandra
  7. Homo dance
  8. Hawaii Toast Song
  9. Paradies
  10. Hallo Halodri
  11. Super Christmas
  12. Karussell
  13. 1,2,3 (Live in Berlin)
Gesamtspielzeit: 42:24 min

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