Kings Of Convenience - Declaration of dependence

Source / Virgin / EMI
VÖ: 25.09.2009
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Zum Beispiel letztes Jahr im Sommer

Schon immer beschlich den geneigten Hörer das Gefühl, die Musik der Kings Of Convenience sei vor allem eines: ein ausgiebiger Sonnentanz. Eine Art letzte Hoffnung für all die Winterdepressiven, Piña-Colada-Schlürfer, Urlaubsverliebten und sonstigen Sonnenanbeter. Ein schwebender Gebetsteppich für einen Nachmittag auf der Sonnenliege, für ein wenig mehr Ultraviolett und - natürlich - Gemütlichkeit. Als befände man sich nicht im immerwährenden Handtuchkrieg. Als sei da kein Krebs drin. Als laufe man als geübte Liegestuhl-Kartoffel nicht Gefahr, sich gerade mal alle paar Jahre für ein neues Album aufzuraffen. Wie Erlend Øye und Erik Glambek Bøe, aka Kings Of Convenience.

Auch im Jahr 5 nach "Riot on an empty street" beschleicht den Hörer immer noch das Gefühl, die Musik der Kings Of Convenience sei vor allem die Langweiler-Droge für werdende oder gewordene Mütterrudel, die ihren Milchschaum wegschnüffeln wie sonst nur ihren Homöopathen das Johanniskraut. Songs wie "My ship isn't pretty" und "Renegade" wären ihnen dabei zu dunkel. Irgendwie zu depressiv. Lieber hören sie in Portionen und bei dem ganzen Rest mal geschmeidig weg. Horcht man da der Gefühlsvorlage, so kann man nur unbändig mit dem Kopf schütteln - denn selbst die dunkelsten Momente von "Declaration of dependence" strahlen wie ein milchbezahntes Blondschöpflein aus der Kinderkarre heraus sein erstes Nogger an. Mönsch, da geht einem nun wahrlich das Herz auf.

Dass den Kings Of Convenience auch sonst niemand böse drum sein kann, liegt selbstverständlich an der flatternden Güte, die ihre Musik transportiert. Das ist kein "Brillenträger schlägt man nicht". Eher schon ein verduseltes "Wir wollen doch hier die Stimmung nicht verderben". Bereits die Anfangs-Dublette schwoft sich mit altbewährten Gitarrenpickings, Øyes und Bøes Chorgesang, edlen Arrangements und immer wieder kristallklar hervorgetänzelten Leitmotiven zwischen Folk und Standbass-Jazz ein. Die Stärke dieser Songs besteht jedoch nicht nur in ihrem wahrlich exorbitanten Wohlklang. Vor allem ist es die Tatsache, dass sie bei aller Noblesse doch nie irgendwelchen Firlefanz oder Banalitäten vor sich herschieben. Die Kings Of Convenience waren und bleiben in ihrer Eleganz mehr als geerdet. Deshalb lassen sie auch nie - wie so oft bekrittelt - irgendetwas an Tiefe vermissen.

Letztlich ist es aber auch bei "Declaration of dependence" eine Frage der Portionierung. Und da, muss man sagen, machen Øye und Bøe doch vieles richtig. Nach dem erwähnten, stimmungsmäßig etwas heruntergekochten Mittelteil geht "Peacetime resistance" mit seiner schwelgerischen Geige auf wie ein echter Himmelstürmer - und verliert seine Energie bis zum Ende des Albums nicht mehr. Sprich: Irgendwo tief drinnen stecken da sehr feine Spannungsbögen. Dass "Declaration of dependence" sie vorbeiwinkt wie einen Sommerwind, ist Teil des kantenlosen Konzepts. Und den Hörer beschleicht abermals das Gefühl, die Musik der Kings Of Convenience sei vor allem eines: ziemlich clever. Und nach wie vor richtig gut.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • 24-25
  • Mrs. Cold
  • Peacetime resistance
  • Scars on land

Tracklist

  1. 24-25
  2. Mrs. Cold
  3. Me in you
  4. Boat behind
  5. Rule my world
  6. My ship isn't pretty
  7. Renegade
  8. Power of not knowing
  9. Peacetime resistance
  10. Freedom and it's owner
  11. Riot on an ampty street
  12. Second to numb
  13. Scars on land
Gesamtspielzeit: 45:05 min

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