Jay-Z - The blueprint 3
Atlantic / WarnerVÖ: 11.09.2009
Drunt im Tal
Wer das Maul weit aufreißt, muss sich nicht wundern, wenn er hinterher etwas auf das selbige bekommt. Im übertragenen Sinn, versteht sich. "Only rapper to rewrite history without a pen / No ID on the track, let the story begin" wagt sich Jay-Z schon einmal ein ganzes Stück vor. Und tatsächlich, abgesehen vom eher schlechten Rap, bei dem sich "cryin'" auf "lyin'" und "dyin'" reimen, gehört die erste Single "D.O.A. (Death of Auto-Tune)" musikalisch zum besten, was Jay-Z jemals vorgelegt hat. Und schließt damit an die Vorgänger-Großtat "American gangster" an. Ein interessanter Kopfnicker-Rhythmus, eine wunderbare Gitarrenmelodie, die sich im Hirn festbohrt, und eine melancholische Jazzsoul-Trompete - mehr braucht Jay-Z eigentlich gar nicht, um den kleinen Wannabes um ihn herum zu zeigen, wo der Hammer hängt.
Der erste Schlag ins Gesicht folgt allerdings auf dem Fuße: "Run this town" mit den unvermeidlichen Rihanna und Kanye West, der sich hier wie auch bei insgesamt zwei Dritteln der Platte als Produzent verdingt. Ein Stück, das auf einem Album der "Umbrella"-Frau sicherlich eines der Highlights wäre, aber letztendlich nur ein uninspirierter, lauwarmer Hip-Pop-Song, der eher schlecht als recht in die Welt des Jay-Z passt. Ganz anders Alicia Keys in "Empire state of mind", dem zweiten Höhepunkt auf "The blueprint 3" - womit es dann aber auch schon gewesen wäre. Vorher aber besticht die Liebeserklärung an New York noch durch eine Klaviermelodie, einen Flow, der diese Bezeichnung auch verdient hat, und natürlich die bezaubernde Keys, die dem Song zusätzliche Größe verleiht. Leider hat Jay-Zs elftes Studioalbum abgesehen von der einen oder anderen gelungenen Soundspielerei bei "On to the next one" und "Already home" keine weiteren Großtaten zu bieten.
Die wirkliche Misere von "The blueprint 3" beginnt allerdings erst so richtig mit "Off that", dem ersten von drei Stücken mit Timbaland am Mischpult. Nur Jay-Z selbst wird wissen, was ihn geritten hat, auf den schon lange überflüssigen und längst nervenden Produzentendinosaurier zurückzugreifen. Und sich dessen Tracks - neben "Off that" auch "Venus vs. Mars" und "Reminder" - mit den altbekannten und komplett ausgenudelten Grunz-Trademarks vollknallen zu lassen. Zunächst wurde gar angedroht, Timbaland würde das komplette Album produzieren - da aber Jay-Z sich sein Gehirn noch nicht komplett weggekifft zu haben scheint, lehnte er glücklicherweise dankend ab und pickte sich wenigstens die Rosinen aus dem Kuchen heraus. Die allerdings immer noch viel zu klein und schrumpelig für jemand sind, der es ansonsten nicht unter der Größe von Bullenklöten macht.
Den tiefsten Tiefpunkt erreicht "The blueprint 3" am Ende mit "Young forever". Wer nun errät, an welchem Sample sich Jay-Z hier allen Ernstes ganz ohne Kniff oder doppelten Boden vergriffen hat, kann sich eine nigelnagelneue Waschmaschine bei Bushido oder Karel Gott abholen. Oder gerne auch direkt bei Alphaville. Nein, "The blueprint 3" will in seiner Gesamtheit einfach nicht funktionieren. Gute Ansätze und Ideen mischen sich mit abstrus Unterirdischem und verkommen zu einem musikalischen Quabbel ohne Richtung. Indem er sich auf Produzenten verlässt, die ihren Zenit mittlerweile deutlich überschritten haben, überstrapaziert Jay-Z deutlich seine mit "American gangster" erworbene Narrenfreiheit. Aber wie heißt es doch so schön: Gleich und gleich gesellt sich gern.
Highlights & Tracklist
Highlights
- D.O.A. (Death of Auto-Tune)
- Empire state of mind (feat. Alicia Keys)
Tracklist
- What we talkin' about (feat. Luke Steele)
- Thank you
- D.O.A. (Death of Auto-Tune)
- Run this town (feat. Rihanna & Kanye West)
- Empire state of mind (feat. Alicia Keys)
- Real as it gets (feat. Young Jeezy)
- On to the next one (feat. Swizz beatz)
- Off that (feat. Drake)
- A star is born (feat. J. Cole)
- Venus vs. Mars
- Already home (feat. Kid Cudi)
- Hate (feat. Kanye West)
- Reminder
- So ambitious (feat. Pharrell)
- Young forever (feat. Mr. Hudson)
Referenzen
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