Pompeii - Nothing happens for a reason

Eyeball / Cargo
VÖ: 04.09.2009
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Der Krater danach

Die vier Herren aus Austin, Texas, und ihre Quotenfrau am Cello haben's ganz schön weit gebracht: Seit 1997 gehört Pompeii zum Weltkulturerbe der UNESCO. Wem eine so unglaublich große Ehre zuteil wird, der muss sich wirklich nicht mehr mit dem Kleingedruckten aufhalten. Wir Spielverderber natürlich schon: Kann ja gar nicht sein mit dem kulturellen Ritterschlag - 1997 befanden sich Pompeii nämlich noch im Jahr 7 v. Bgr.* Ist dann wohl doch eher die Ruine der am Golf von Neapel gelegenen antiken Stadt, die da gewürdigt wurde. Aber wahrscheinlich auch nur, weil Pink Floyd 1971 dort ihren legendären Musikfilm "Live at Pompeii" aufgenommen haben. Der Hauptunterschied zwischen Pompeii und Pompeii liegt übrigens im Verhältnis zum Vulkanismus: Während die Stadt im Jahr 79 n. Chr. nach einem Ausbruch des Vesuvs unterging, sind es gerade gewisse Vulkanismen, die der Band den Weg nach oben geebnet haben. Die Gitarren ergießen sich wie heißes Lava - würdevoll, eruptiv, ein bisschen zäh. Aber immer glühend.

Der Titel des ersten Songs klingt dann auch wie direkt aus dem Repertoire einer beliebigen Naturgewalt - "Where we're going we don't need roads". Aber Pompeii poltern nicht einfach drauf los, die Musik wird behutsam verpackt in Einzelteilen geliefert: eine Gitarre, noch eine Gitarre, Bass, Schlagzeug, dann das streichzarte Cello. Nacheinander setzen sie ein, in ihr Spiel versunken, jeder für sich. Und dann, ganz langsam, hört man Seitenblicke und wie die Klänge sich plötzlich ineinander verweben. Eine intuitive Symbiose, die sich in den folgenden zehn Songs nicht mehr lösen wird. Und auch die Seitenblicke bleiben: Meistens schielen Pompeii zu Death Cab For Cutie oder zu den australischen Kollegen von Youth Group, in zünftigeren Momenten aber auch zu Jimmy Eat World, und in den schwerelos schwebenden sogar zu Sigur Rós. Besonders eigenständig ist das natürlich nicht, aber man darf einer Band mit diesem Namen nun wirklich nicht ihre Freude an Ausgrabungen vorwerfen. Immerhin bleiben sie dabei stets stilvoll.

Zugute halten muss man Pompeii außerdem, dass ihre Studioalben nicht wie Studioalben klingen, sondern wie Mitschnitte hervorragender Konzerte. Nicht länger als eine Woche dauerte es, bis "Nothing happens for a reason", der Nachfolger ihres Debüts "Assembly", aufgenommen war. Und auch wenn man den Songs ihre Verwandtschaft untereinander manchmal etwas zu deutlich anhört, hat doch jeder seine Besonderheiten: Die eloquent kommentierende Gitarre in "Rabbit ears", das überraschend auftauchende Vibraphon in "False alarm", die herrlich selbstmitleidige Pessimismus-Ode "What kind of future", die sich in den schönsten Emo-Klischees suhlt und trotzdem noch glänzt. Ein Instrument hat allerdings besonders großen Anteil daran, dass diese Songs so sympathisch sind: Dean Staffords Stimme. Mit welch einer Hingabe er aus Refrains Hymnen macht, mit wie viel Gefühl er die Geschichten von "Ready/Not ready" und "Until you're floating" erzählt, und wie er in den richtigen Momenten den anderen Instrumenten vollkommen uneitel Platz macht - das ist schon äußerst lobenswert. Und dann singt er in "The viking" doch tatsächlich "If you're smart enough / To know where this is going / Please don't tell me." Schade eigentlich.

*vor Bandgründung

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Rabbit ears
  • What kind of future
  • Ready/Not ready
  • Until you're floating

Tracklist

  1. Where we're going we don't need roads
  2. Rabbit ears
  3. What kind of future
  4. False alarm
  5. Pillars
  6. The viking
  7. Ready/Not ready
  8. Until you're floating
  9. Knots
  10. Sit and wait
  11. Nothing happens for a reason
Gesamtspielzeit: 54:33 min

Im Forum kommentieren

Beefy

2010-08-19 14:34:39

Da hab ich mich aber ganz schön getäuscht bei meinem Posting im letzten Jahr. Wunderbares Album, genau so wie das Debüt.

malte

2009-09-11 20:09:37

was für ein schönes neues album. da muss ich wohl fürs zugticket schonmal geld beiseite legen.

noplace

2009-09-04 00:25:32

17. Sep. 2009 20:00
MUK Giessen
23. Sep. 2009 20:00
Kulturhaus III & 70 w/ Terrordactyls Hamburg | Germany
25. Sep. 2009 20:00
Ilses Erika Leipzig | Germany
27. Sep. 2009 20:00
NBI Berlin | Germany
30. Sep. 2009 20:00
Exhaus Trier | Germany

07. Okt. 2009 20:00
FZW Dortmund | Germany
08. Okt. 2009 20:00
Hafen 2 Offenbach | Germany

shomo

2009-08-24 20:35:38

besser als ashes of pompeii?

sd

2009-08-24 19:57:14

30. Sep. 2009 Exhaus Trier
07. Okt. 2009 FZW Dortmund
08. Okt. 2009 Hafen 2 Offenbach

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