The Longcut - Open hearts
Melodic / IndigoVÖ: 04.09.2009
So weit die Schuhe klagen
Wäre die Musik von The Longcut eine Auslegeware - sie könnte sich niemals zwischen knöcheltiefem Flausch und Betonguss entscheiden. Allein der Sound ist ein beständig flimmernder Hybrid. Gnadenlos ätherisch verhallt, zerfleddert und weichgekocht, zugleich aber die minimalistische Strenge einer überall mitzählenden Viertel-Bassdrum berechnend. Gitarren-Figuren aus dem Alternative-Rock-Bauchladen stoßen, wie beim hervorragenden "Boom", immer wieder Peter-Hook-Linien auf der Bass-Tabulatur aus - was den typischen Effekt einer Verlängerung und Verschiebung ihrer harmonischen Laufzeiten bewirkt. Und auch die groß zersechzehntelten Gitarrenwände haben stets alles andere als schallernde Ohrfeigen im Sinn.
Denn der Diskurs von "Open hearts" bleibt letztlich jener zwischen Fluss und Drill. In den lauteren Momenten springen keine wilden Paviane hervor, sondern es zeigen sich kurzfristige Verwirbelungen auf der Oberfläche. Selbst ein untrüglicher Jammer-Krach-Hit wie "Mary bloody sunshine" (ja, The Longcut wissen schon, woher sie kommen) rettet sich zum im Beat anziehenden Finale vor allzu großem Populismus. Das wummert, das knackt im Bassgebälk, das schiebt Feedback vor sich her, das scheint tatsächlich lauter zu werden - rotiert aber dann doch nur um sich selber und trudelt schließlich aus.
Während "You can always have more" von Beginn an eindeutiger auf dicke Hose macht als der Rest, skandiert Schlagzeuger und Sänger Stuart Ogilvie den Text von "Evil dance" in einer Underworld-Dauerschleife durch die Clubnacht. House-Pianos, Acid- und Atmo-Keyboards finden hier auf einmal ebenso Platz wie bratzende Bassfrequenzen, britzelnde Hi-Hats und bronchophone Vocoder-Loops. Der Titeltrack wiederholt dieses Spiel noch einmal, bindet es aber weniger in Rave-Shots ein. "Repeated" ist schließlich ein emopoppendes Kleinod, das sich auf einen Daft-Punk-Beat pflanzt und durch mehrere, produktionstechnisch dicht unter Ogilvies butterweiche Vocals gemischte Schmeißfliegen-Keyboards angeschoben wird.
"Open hearts" setzt eindeutiger auf Epik als sein Vorgänger "A call and response". Und weiß dadurch eine Atmosphäre zu schaffen, in der der Ansatz der Band in allen notwendigen Facetten zum Tragen kommt. Da sowohl Shoegaze als auch die Version von Rave, die The Longcut zwischen den Synapsen flackert, hoffnungslos 90er Jahre sind, darf die Erfindungskraft dieser Musik sicherlich nicht zu hoch angesetzt werden. Doch es funktioniert, eindeutig. Bei 65daysofstatic hatte schließlich auch noch niemand etwas dagegen. Und wenn Postrock jede Abweichung von der Norm mittlerweile mehr als willkommen sein muss, so gilt dies hier schon lange und erst recht. Wie man vorankommt, indem man steckenbleibt - die Klangteppiche von "Open hearts" wissen das letztlich ganz genau.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Something inside
- You can always have more
- Mary bloody sunshine
- Boom
Tracklist
- Out at the roots
- Something inside
- Tell you so
- Evil dance
- You can always have more
- Open hearts
- At any time
- Mary bloody sunshine
- Repeated
- Boom
- The last ones here
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♥
2009-09-10 14:06:13
ey, da wurde die hälfte vom posting abgeschnitten.
hat schon jemand reingehört und lohnt es sich?
Herzchen
2009-09-10 14:05:16
die rezension hat mich neugierig gemacht, ausserdem amusement parks on fire in den referenzen
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