Throw Me The Statue - Creaturesque
Secretly Canadian / CargoVÖ: 07.08.2009
A perfect twenhood
Wenn Musik nicht mehr ausschließlich das Dosenstechen choreographieren soll. Wenn zwei/drei Bier zu einem tiefgehenden Gespräch auch mal reichen müssen. Oder man im ehemaligen Club-Wohnzimmer allein an der Bar das Treiben betrachtet - und sich dabei so seine Gedanken macht. Wer das nicht kennt, der ist noch nicht wirklich angekommen in der süßlich-melancholischen Welt des Coming of Age. Beziehungsweise hat noch keinen Film von und/oder mit Zach Braff gesehen. Eine tragische Figur, die seit Jahren ebenso zwischen den Jahren wie zwischen Mike-Myers-Mimikry und Dackelblick festzuhängen scheint. Während ihm manche eine ähnlich glanzvolle Karriere wie Babyface Matthew Broderick prophezeien, hoffen viele, dass er das irgendwann schon noch hinbekommen wird, mit dem Älterwerden. Oder sich zumindest von Throw Me The Statue die Tage in der Twenhood-Dauerschleife verzuckern lässt.
Deren Zweitwerk "Creaturesque" passt zu Coming of Age wie der elegische Blick schräg links an der Kamera vorbei. Und scheint damit wie geschaffen, um Filmen wie "Garden state" das Näschen zu schneuzen. Süßlich-melancholische Hymnen allüberall. "Dizzy from the fall", "Cannibal rays" und "Hi-Fi goon" sind zarte Upbeat-Schunkler, trauen sich Beach-Boys-Gesänge, 80er-Keyboards und Steeldrums, die handbeklatscht ins nächstgelegene Diner schwofen. Nicht nur die Bläser stoßen hier ins Horn der großen Wankelmütigkeit. Auch überall wegelagernde Glockenspiele, Orgelflächen oder manche Gitarrenwand mögen sich zwischen Wage- und Wehmut nicht entscheiden. Und die Riffs geben oft genug jenen versteckten Mini-Offbeat zum Besten, mit dem auch Built To Spill immer wieder ihre besten Kickstarts hinlegen.
Dazu versucht Sänger/Mastermind Scott Reitherman mit einer Menge Hall eine ansprechende Death-Cab-For-Cutie-Lakonie aus den Stimmbänder zu filtern. Auf allen Ebenen beherrschen "Ancestors" und "Waving at the shore" einen ähnlichen Flüsterton, modeln ihn jedoch zu echten Lieblings-Melodien zurecht, wenn erst einmal der Refrain angeworfen wird oder im Hintergrund ein Slowdive-Delay gen Fernweh strömt. Die Midi-Sperenzchen von "Snowshoes" und "Tag" bringen zusätzlich Farbe ins Spiel, und auch das unbändige Percussion-Rütteln von "Pistols" behauptet sich einerseits tapfer gegen all das Ach-und-Weh, weiß es andererseits aber auch kongenial zu unterstützen.
Während "Creaturesque" also im Detail überall schnippt und flippt, im Großen aber ausschließlich auf Harmonie und Melancholie ausgelegt ist, stellt der Hörer hocherfreut fest, dass er mit dieser Musik wahrlich keine Chance hat, auch nur eine Sekunde älter zu werden. Ob Zach Braff endlich bei Throw Me The Statue angerufen hat, wissen wir hingegen nicht. Wahrscheinlich verschwindet er noch immer in seiner Tapete. Oder lässt sich auf Treppenabsätzen die Löffelchenstellung nassregnen. Ein Off-Kommentar. Ein letzter Satz. Ein liebevoll-nachdenkliches Lächeln über die versammelte Freundesschar. Der Kamerawinkel öffnet sich in die Totale, während die Musik aus dem Hintergrund wie ein Seufzen hochgezogen wird: "What came undone / You were always the funniest one / You will find you've got the guts / For the fall down." Muss man halt durch. Hilft ja nix.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Waving at the shore
- Pistols
- Ancestors
- Hi-Fi goon
- The outer folds
Tracklist
- Waving at the shore
- Pistols
- Tag
- Ancestors
- Noises
- Snowshoes
- Dizzy from the fall
- Cannibal rays
- Hi-Fi goon
- Baby, you're bored
- Shade for a shadow
- The outer folds
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The MACHINA of God
2011-05-29 16:33:15
Schöner Bandname. :)
Gordon Fraser
2011-05-29 06:49:20
Hat mir last.fm ewig empfohlen, hab mich dann mal zum Blindkauf durchgerungen: hat sich gelohnt.
Sehr melodiöser Indie-Pop für Freunde von Marching Band, Bishop Allen, The Format und ähnlichem.
Cannibal Rays
Waving At The Shore
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- Throw Me The Statue - Creaturesque (2 Beiträge / Letzter am 29.05.2011 - 16:33 Uhr)