Six Organs Of Admittance - Luminous night

Drag City / Rough Trade
VÖ: 07.08.2009
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Herz der Finsternis

Kein Infotainmentmagazin, kein Feuilletonartikel, der das 2009er Sommerloch nicht mit dem Jahr 40 nach Woodstock stopft. Six Organs Of Admittance bringen den Gegenentwurf zur Woodstalgie, jenseits von Utopie und freier Liebe. Dunkelheit und Einsamkeit legen sich auf Klangschaften, die dunkelgrün scheinen und mehr Nadelwald sind als Massenveranstaltung und Blumenwiese.

Der Nebel ruht auf den Wäldern, die Wiese ist noch feucht, und es startet "Actaeon's fall", das sich als mittelalterliche Folklore tarnt und die Flöte von Met berauscht über die Wiese tönen lässt. Doch der Nebel bleibt hartnäckig, es fängt an zu nieseln. "Bar-Nasha" liebäugelt mit dem transzendenten Kosmos und verschwindet dann im Nichts. Ben Chasnys Stimme taucht zwischen den Stücken immer wieder ab, versinkt in der aufsteigenden Spiritualität, die sich mit jedem Ton mehr verfestigt. Ein mystisches Glimmen strahlt von dem Inneren aus. Wenn Pathos mit dieser Musik irgendwas zu tun hätte, könnte der Begriff "Herz" fallen, doch für solche platte Symbolik ist kein Platz.

Denn immer, bevor dieser Verdacht des Heimeligen aufkommen könnte, zücken Six Organce Of Admittance doch noch ein Dröhnen, noch ein verzerrtes Geräusch, das die Banalität der kryptischen Texte zersägt. Wie etwa in "The ballad of Charley Harper" - jegliches Licht wird hier verschluckt, und es bleibt nur das Lauschen zwischen den Tönen, ob sich dort nicht noch irgendetwas befindet, das den Nebelvorhang aufzieht. Es ändert sich nichts, jedes andere Instrument außerhalb der akustischen Gitarre ordnet sich unter, manchmal nur mit Geschrei. "Enemies before the light" beschwört zum Ende noch einmal eine uralte Kraft, die sich behäbig aus den Tiefen des Raumes manifestiert, bis zwei Gitarren sich abrackern und versuchen, nach Krach zu klingen, um sich ihren Platz zurückzuerobern.

Das Erdige stöhnt in jedem Song und lässt sich dort nicht vertreiben. Wie beim Wanderer über dem Nebelmeer führt das Album den Blick in die Tiefe und lässt den Hörer im Ungewissen. Ein Gefühl von Voyeurismus stellt sich an manchen Stellen ein, doch eigentlich ist hier nichts Fassbares, sondern alle Konturen verschwimmen vor dem Dunkel. Chasny lässt das zufrieden Klaustrophobische erklingen, das sich weiter versucht, auf einen Punkt zurückzuziehen. Und lässt es treiben - über die Wiesen, durch die Wälder und den Nebel, zu dem das Bewusstsein des Hörers längst geworden ist. Und zwar ganz ohne Drogen, bunte Klamotten oder Ringelpiez mit Anfassen.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Bar-Nasha
  • Cover your wounds with the sky
  • The ballad of Charley Harper
  • Enemies before the light

Tracklist

  1. Actaeon's fall (Against the hounds)
  2. Anesthesia
  3. Bar-Nasha
  4. Cover your wounds with the sky
  5. Ursa Minor
  6. River of heaven
  7. The ballad of Charley Harper
  8. Enemies before the light
Gesamtspielzeit: 42:19 min

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