MSTRKRFT - Fist of God

Dim Mak / Cooperative / Universal
VÖ: 18.09.2009
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Elefanten im Plattenladen

Wer Dance sagt, sagt irgendwann auch Rock. Oder umgekehrt. Wie dem auch sei: Ein Mischpult ist nicht gerade sexy. Und da Jesse F. Keeler das elektronische Dasein als bloßer Remixkünstler nicht mehr genug war, musste eine Bandidentität her und eine andere weg. Streiche Death From Above 1979 und Kollege Sebastien Grainger, setze MSTRKRFT und Al-P. Schon "The looks" räumte ja seinerzeit trefflich auf in der Electro-Disco. Mit aufreizender Monotonie, dicken Bässen, Gelaber aus dem Vocoder und pervertierten Rave-Signalen. Nicht unbedingt ein "Killing on the dancefloor", wie "Street justice" versprach, aber durchaus eine Spaßplatte, wenn man sich kurz von der Ansicht verabschiedete, dass Musik von Ereignisreichtum lebt. Manchmal genügt eben auch wenig, wenn man es laut genug aufdreht.

Allerdings nicht auf Dauer. Was wiederum nicht heißen soll, dass MSTRKRFT auf "Fist of God" vor Großkariertheiten zurückschrecken. Im Gegenteil: Die Synthis röhren wie brünftige Platzhirsche, Übersteuerung ist Prinzip und dicke Hose Programm. Trotz des einen oder anderen Gastspiels im Hi-NRG-Club und gelegentlich exhumierter House-Pianos kommt es weiterhin auf die kalkweißen elektronischen Handkantenschläge an, mit denen das Duo brutzeligen Noise, Metal-Riffs und ab und zu sogar Holzfäller-EBM nachmodelliert und mit kämpferischen HipHop-Parolen und einer Portion Soul vermengt. Ein kluger Schachzug, um die Temperatur über Null zu halten.

MSTRKRFT selbst sind und bleiben nämlich wenig warmherzige, aber dafür gnadenlos konsequente Beatbauer mit ausgeprägter Liebe zu Geräusch und Krach. Wie "1000 cigarettes" und der Titeltrack beweisen, zwei wahnsinnig durchdrehende, am Sampler heißgerauchte Dinger, die einem kommentar- und pausenlos frisierte Synthischwälle um die Ohren zimmern. Sicher: Daft Punk waren mit derart unbeirrter Braterei schon Jahre zuvor präsent. Gern genommen wird das hier aber trotzdem. Man weiß ja nie, wie lange es vorhält. Gelegentlich versumpft "Fist of God" nämlich in einer gewissen Bedeutungslosigkeit. Bei John Legends weher Liebesklage "Heartbreaker" genauso wie bei den Stücken, die zu sehr mit deepem Shit fummeln.

Am stärksten ist dieses Album, wenn es keine Gefangenen macht. Beim gewaltig ballernden "Bounce", wo sich Isis von Thunderheist und N.O.R.E. alias Noreaga lautstark streiten, wer zu feuerwalzenden Muskelprotz-Sequenzen auf der Party denn jetzt am steilsten geht. Rap-Veteran E-40 brettert im Uptempo-Burner "Click click" hyperaktiv durch die elektronische Hood und jubelt MSTRKRFT sogar noch ein paar Props fürs Familienunternehmen unter. Und was Ghostface Killah zum HipHouse-Gehupe von "Word up" an schmutzigen Wörtern in die Ecke stellt, geht erst recht auf keine schwarzbunte Kuhhaut. Die Sophistication des vergleichbaren "Rhythm and stealth" von Leftfield, ebenfalls ausschließlich mit Künstlern aus HipHop und Soul eingespielt, erreicht "Fist of God" zwar zu keiner Zeit - Laune macht diese wild um sich trampelnde Elefantenherde von einem Album aber allemal. Rüssel verpflichtet immer noch.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • 1000 cigarettes
  • Bounce (feat. N.O.R.E. + Isis)
  • Click click (feat. E-40)

Tracklist

  1. It ain't love (feat. Lil' Mo)
  2. 1000 cigarettes
  3. Bounce (feat. N.O.R.E. + Isis)
  4. Vuvuvu
  5. Heartbreaker (feat. John Legend)
  6. Fist of God
  7. So deep (feat. Jahmal of The Carps)
  8. Click click (feat. E-40)
  9. Word up (feat. Ghostface Killah)
  10. Breakaway (feat. Jahmal of The Carps)
  11. 1000 cigarettes (feat. Freeway)
Gesamtspielzeit: 38:32 min

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