22 Pistepirkko - Rally of love

Bare Bone Business / Clearspot / EFA
VÖ: 01.10.2001
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Folk bei drei Grad

Ideen sind dazu da, um vermengt zu werden. Konventionen existieren, um gebrochen zu werden. Mit diesen zwei Sätzen hat man die Musik der drei Finnen von 22 Pistepirkko schon trefflich auf den Punkt gebracht. So verkniffen wie der vom Leben und offensichtlich auch einer Feder gezeichnete Rennfahrer vom Cover wirken sie aber auf "Rally of love" nie. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, quetscht das kauzige Trio Discobässe, Straßenköter-Blues, bittersüßen Pop und psychedelisches Geschwurbel in ein und denselben Song und hat hörbar Spaß daran.

Mit luftiger Leichtigkeit wildern die Nordländer in allem, was melancholisch genug ist und trotzdem genug Dreck verbreitet, um noch Spaß zu machen. Selbst wenn die schneidende, herrlich akzentbeladene Stimme von P-K Keränen Zeilen wie "It's one more pillow I could hold at night / But it's breaking my heart, it's making me cry" ("Moving a lawn") haucht, weht genügend frische Polarluft zwischen den Beats und den sich auftürmenden Riffs, um jegliche Atemwegsbeschwerden ausschalten zu können. Der Kloß im Hals dient maximal als Geschmacksverstärker.

Die unkonventionellen Spielereien mit der Groovebox und das Mastering von Housemeister Alex Gopher geben der knackigen Naivität der Songs des Dreiers aus Utajähri zwar eine unterkühlte Note, welche aber spätestens durch die warme Stimme Keränens und die anschmiegsamen Soundflächen wieder an den Heizkörper gestellt wird. Zwischendurch macht eine schüchterne Gitarre darauf aufmerksam, daß sie doch eigentlich nur für betuliche Folkharmonien zu gebrauchen sei. Doch 22 Pistepirkko dulden keine Widerrede: Der Tritt auf den Verzerrer bringt jede unnötige Betulichkeit zum Schweigen.

Die Loops der Finnen versprühen eine ansteckende Lebensfreude, die sich bestens mit den immer wieder auftauchenden Widerhaken in Text, Arrangement und Melodie verträgt. Aus "This time" wird so ein knuddeliges Etwas, das sich im Radio einnistet und gar nicht mehr heraus will. Kein Problem, denn genau dort gehört diese erste Single aus dem immerhin neunten Studioalben der Herren vom Polarkreis hin. Wechselte "Eleven", der Vorgänger von 1998, noch zwischen TripHop und Folkrock hin und her, überschreitet "Rally of love" die Schwelle zum Pop - natürlich nicht, ohne vorher freundlich anzuklopfen.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • This time
  • I'm a moon around you
  • Rally of love

Tracklist

  1. Quicksand
  2. This time
  3. Car wash
  4. Freeman
  5. Bloodstopper
  6. I'm a moon around you
  7. Mowing a lawn
  8. Waiting for the train
  9. D-day
  10. Metro blues
  11. Rally of love
Gesamtspielzeit: 45:57 min

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