A Fine Frenzy - Bomb in a birdcage
Virgin / EMIVÖ: 28.08.2009
Raus aus den Federn
Nicht wenige verbinden mit Alison Sudol den Spatz in der Hand. Und es ist schon was dran, dass man ihr Debüt "One cell in the sea", diese Idylle aus himmlischer Zuckerwatte, bittersüßen Tränenkristallen und bonbonfarbenen Puffärmelchen, ebenso hübsch wie risikominimiert finden konnte: Tempo und Instrumentierung wurden kaum variiert, alles war entschleunigt, pianoballadesk, schwärmerisch, streicherumsurrt und auf Hochglanz produziert. Aber glücklicherweise singt ja jeder, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, und der ist bei dem Rotkehlchen aus Los Angeles so wohlgeraten wie der makellose Rest. Sudols Stimme, gebirgsbachklar und dennoch stets in Schmelzpunktnähe, machte A Fine Frenzy zu einem der betörendsten Naturschauspiele des Musikjahrs 2008 - und "Almost lover" zum Hit. Das Booklet zierte damals eine liebliche Schar heimischer Singvögel, denen nun, beim Blick auf Album Nummer zwei, die Würmchen im Halse stecken bleiben dürften. "Bomb in a birdcage"? Bei der piept's wohl!
Aber keine Sorge: Die Twitter-Queen würde ihren zwitschernden Kollegen doch niemals etwas zu Leide tun. Der einzige, der Federn lassen musste, ist Sudols Flügel, denn "Swan song" und "The beacon" sind unter den elf Stücken tatsächlich die einzigen nennenswerten Piano-Balladen. Ansonsten wird vornehmlich Akkordarbeit am Keyboard verrichtet oder luftig im Hintergrund geklimpert, wie bei dem überraschend folkigen Opener "What I wouldn't do". Nick-Drake-Klampfe, fröhlich marschierender Bass, aus Handclaps gebastelte Percussion - das ist musikalisch nicht unbedingt das, was man von A Fine Frenzy erwarten würde. Aber es steht ihr ziemlich gut. Und nach kaum zweieinhalb Minuten wird auch schon der Albumtitel entschärft: "With my heart ticking / Like a bomb in a birdcage / I left before someone got hurt." Also alles ganz harmlos.
Nicht ganz: "Electric twist" pfeift auf Nestwärme und präsentiert sich mit bemerkenswerter Coolness als hemmungsloses Dance-Pop-Experiment: Waffenscheinpflichtiges Kieksen in der Stimme, eine kopulierende Rhythmusgruppe und Zeilen wie "You should be wilder / You're no fun at all" oder "The touch of your lips / It's a shock not a kiss" lassen keinen Zweifel mehr daran, dass A Fine Frenzy aus dem Dornröschenschlaf erwacht ist. Auch ein pulsierendes Popnümmerchen wie "Blow away" wäre auf ihrem Debüt geradezu undenkbar gewesen, ebenso das Stadionformat von "Stood up". Nicht neu hingegen sind die Referenzen Keane und Coldplay - dieses Mal aber noch wesentlich ausgeprägter, vor allem bei "New heights" und "World without". Sudols Lieder bleiben zwar trotzdem weitgehend handzahm und zu musikalischen Höhenflügen setzen sie auch eher selten an, aber das macht sie natürlich nicht weniger liebenswert. Bei diesem Album muss sich niemand wünschen, die Taube auf dem Dach zu sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- What I wouldn't do
- Electric twist
- Blow away
Tracklist
- What I wouldn't do
- New heights
- Electric twist
- Blow away
- Happier
- Swan song
- Elements
- World without
- Bird of the summer
- Stood up
- The beacon
Im Forum kommentieren
Blanket Skies
2009-09-07 19:30:35
sie IST die zauberfee!
ich find das neue album super - hat so in der mitte n paar unnötige songs aber sonst echt gelungen.
mehr abwechslung als auf dem ersten.
U.R.ban
2009-08-27 00:55:27
Die erinnert mich in ihrer Art ein wenig an die Zauberfee...
Paychecker
2009-08-27 00:51:00
Hier kann man ins Album reinhören:
http://afinefrenzy.artiststaging.com/amazon/
Kim
2009-08-15 19:08:23
Süßes Video
Schon, aber der Song schlägt auf Anhieb nicht so bei mir ein wie damals "Almost Lover". Insgesamt sehr starker Vorgänger.
Leatherface
2009-08-15 18:36:52
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