Slow Club - Yeah, so
Moshi Moshi / Cooperative / UniversalVÖ: 10.07.2009
How peculiar
Na, wer hätte das gedacht? Wieder mal sind die Engländer Vorreiter in etwas. Beziehungsweise fühlen sich zumindest so. Wir erinnern uns: Die Tommys waren die ersten, die einem König klarmachen konnten, dass Untertanen auch Rechte haben. Und die sich im Parlament zum Streiten und Saufen trafen. Dann erfanden die Briten auch noch den Hype, auch wenn man das damals noch "Beatlemania" nannte. Nicht zuletzt geht auch der Punk zu einem guten Stück auf die Insulaner zurück. Und jetzt, ja jetzt kommt wieder eine gesellschaftlich relevante Neuerung von Jenseits des Kanals: die Gleichberechtigung bei Männer-/Frauenduos in der Rockmusik. Denn anders als in gewissen weiß gestreiften amerikanischen Gegenstücken, bei denen die Frau nur stumpf den Rhythmus klopfen und ab und zu ein banales Liedchen trällern darf, teilen sich Slow Club geradezu vorbildlich die Arbeit. Rebecca Taylor ist zwar auch Schlagzeugerin, aber da hören die Gemeinsamkeiten mit Meg White auch wirklich schon auf. Nicht nur, dass die weibliche Hälfte des Sheffielder Duos sich reihenweise unkonventioneller Percussioninstrumente wie Löffeln und Stühlen bedient. Sie hat auch noch eine wunderbare Stimme, mit der sie ihren Partner Charles Watson eindrucksvoll unterstützt.
Nachdem die beiden jungen Engländer im vergangenen Jahr mit ihren ersten Singleveröffentlichungen die ohnehin leicht entflammbare britische Indie-Szene im Sturm nahmen, legen sie nun auf dem einschlägenen Label Moshi Moshi ihr Debütalbum vor. "Yeah, so" fährt die Antifolk-/Indieschiene, die die ersten Tonträger des Duos andeuteten, konsequent und eindrucksvoll zu Ende. So gibt es neben allerlei sanft vorgetragenem Herzschmerz auch zackige tanzbare Songs, bei denen den hippen Londoner Indiekids garantiert der Geifer vom Kinn läuft - und das völlig zu Recht. Dabei sollte man sich von den Songtiteln nicht in die Irre führen lassen. Wer hinter "Giving up on love" eine melancholische Folkballade vermutet, darf seinen Irrtum beim Abhotten auf der Tanzfläche korrigieren. Hingegen bleiben die Tanzschuhe bei "Dance 'till the morning light" im Schrank, stattdessen darf geschunkelt werden. Dass sich hinter beiden Extremen - den in der Mehrzahl vorhandenen ruhigen Liedern und den Tanzbodenfüllern - ergreifende Melodien und schöne Arrangements verstecken, versteht sich von selbst.
Und so kann man getrost festhalten, dass Slow Club eine Band sind, die aus einfachen Mitteln etwas schafft, was zwar nicht einzigartig, aber sehr ansprechend ist. Zwar verliert "Yeah, so" in der Mitte - so zwischen "Trophy room" und dem brillianten "Come on youth" - mal kurzzeitig an Dampf. Aber das machen Hymnen wie oben erwähntes "Giving up on love" oder "Our most brilliant friends", Anwärter auf den Ohrwurm des Jahres, locker wieder wett. Weitere Highlights gibt es mit dem euphorischen und zugleich melancholischen "When i go" und dem herrlich unschuldigen "Apples and pairs" zu vermelden. Eigentlich ist es aber auch völlig wurscht, zu welchem Lied auf "Yeah, so" man mitsummt, mittanzt, mitschunkelt oder mitschluchzt. Denn auf verblüffende Art und Weise treffen all diese simplen Songs genau ins Schwarze. Diese Musik berührt und macht gleichzeitig Spaß. Da haben's die Engländer also wieder geschafft.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Giving up on love
- There's no good way to say I'm leaving you
- Apples and pairs
- Our most brilliant friends
Tracklist
- When I go
- Giving up on love
- I was unconscious, it was a dream
- It doesn't have to be beautiful
- There is no good way to say I'm leaving you
- Trophy room
- Because we're dead
- Dance till the morning light
- Sorry about the doom
- Come on youth
- Apples and pairs
- Our most brilliant friends
Referenzen
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