Autokratz - Animal

Kitsuné / Cooperative / Universal
VÖ: 19.06.2009
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

E-Pochen

"I hate the French", sang Rowan Atkinson in seiner Paraderolle als wandelndes Katastrophengebiet Mr. Bean einmal. Alle Inselbewohner, die nur Leute mit Gitarre im Arm für Musiker halten, dürften ihm da lautstark beipflichten. Nehmen doch viele Briten, die sich elektronischer statt sechssaitiger Instrumente bedienen, den Umweg über Frankreich, um das Königreich mit ihrer komischen Steckdosenmusik zu infiltrieren. Late Of The Pier, Does It Offend You, Yeah?, La Roux - die Liste der Gruppen, die das hippe Pariser Dance-Label Kitsuné als Sprungbrett genutzt haben, ist lang. Dazu gehören auch David Cox und Russell Crank alias Autokratz, die nach dem Clubhit "Pardon Garçon" und einer Kopplung von Maxi-Single-Tracks nun mit einem ersten echten Album auf der Matte stehen. Und gute Chancen auf Einlass haben, berücksichtigt man, was für einen schlanken Tanzfuß "Animal" vor allem zu Anfang macht.

Da fliegen die Fetzen, rotieren die Filter und sorgen blitzblanke Sequenzen für ordentlich Pfeffer im Hintern und Juckpulver zwischen den Zehen. Astrein produziert und wieselflink zischt die Single "Always more" ab, als hätten Simian Mobile Disco "I believe" noch einmal doppelt so schnell aufgenommen. Dynamische Breaks mit rückwärts gebürsteten Beats ziehen zwischendurch die Notbremse und rüsten gleichzeitig für den nächsten Anlauf zur Tanzwut. "Stay the same" heizt ähnlich daher, verschiebt den Fokus aber stärker Richtung Melodie und Pop. Denn auch wenn Autokratz Dancefloors vollrammeln, wollen sie dabei nicht den Song vergessen. Die gute Nu-Rave-Kinderstube lernt gehen und sprechen. Dass die beiden sich dabei ein wenig verhaspeln, zu Torkelei neigen und die im Bandnamen postulierte elektronische Alleinherrschaft auf die Dauer schuldig bleiben, ist allerdings nicht zu überhören.

Denn etwa nach der Hälfte von "Animal" ist der Einfallsreichtum genauso erschöpft wie der Hörer beziehungsweise Tänzer vom Herumspringen nach recht unvariablem Muster, das mit der Zeit immer mehr an Wert verliert. Die Synthi-Pop-Fahrwasser, in die sich "Speak in silence" oder "Can’t get enough" vorwagen, grenzen zwar an Depeche Mode, lassen aber die zuvor demonstrierte Sicherheit vermissen. "Gone gone gone" nimmt die anfängliche Dynamik wieder auf, pocht aber mit solchem Nachdruck an die Tür des Techno-Clubs, dass der Song auf der Strecke bleibt. Erst beim Rausschmeißer "Last show" zeigen Autokratz wieder, dass sie anspruchsvollen elektronischen Pop auch beherrschen, ohne die alleroffensichtlichsten Schlüsselreize aufzurufen. Sicher sind auch diese in den gelungensten Passagen dieses Albums gut aufgehoben - doch wenn alle Breaks aufgebraucht und alle Four-to-the-floor-Tracks abgefeiert sind, kann man sich hier auch gepflegt langweilen. Doch wer hat nicht schon einmal selbstvergessen am Rande einer Tanzfläche gehangen? So gesehen ist "Animal" sogar ein Album für alle Lebenslagen. Es müssen ja nicht immer die tollsten sein.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Always more
  • Stay the same
  • Last show

Tracklist

  1. Always more
  2. Stay the same
  3. The idiots are winning
  4. Speak in silence
  5. Can't stand without
  6. What you want, what you got?
  7. Can't get enough
  8. Gone gone gone
  9. Past your heart
  10. Human highway
  11. Last show
Gesamtspielzeit: 49:39 min

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