Pete Yorn - Back & fourth
Columbia / Sony BMGVÖ: 24.07.2009
Unsteter Tropfen
Pete Yorn Innovationsdrang andichten zu wollen, wäre eine glatte Lüge. Auch auf "Back & fourth" lebt der Singer/Songwriter aus New Jersey sein Genre. Was sich jedoch auf seinem Debüt "Musicforthemorningafter" noch als äußerst verheißungsvoll ankündigte, versandete von Album zu Album in der Wüste der Erwartungen. Und keine Oase weit und breit, die das zarte Pflänzchen der Kreativität in Yorns geistigem Vorgarten bewässern könnte. Um nicht völlig zu verdorren, machte sich Yorn für seinen mittlerweile vierten Longplayer auf den beschwerlichen Weg ins entfernte Omaha und stattete dem Bright-Eyes-Mitstreiter Mike Mogis einen Besuch ab. Vielleicht hätte dieser ja eine Gießkanne im Hause. Oder zumindest schon einmal etwas von nachhaltiger Tröpfchenbewässerung gehört. Auch Nate Walcott und Orenda Fink haben ihre Fingerchen auf "Back & fourth" im Spiel. Omaha hilft gerne.
Viele Freizeit-Floristen also, die Yorn aufpäppeln wollen. Dennoch springen außer einem recht cleveren Albumtitel nicht mehr als ein paar triviale Allgemeinplätze dabei heraus. Dabei finden sich wirklich schöne Passagen auf dem Album: Gleich zu Beginn wirft Yorn mit "Don't wanna cry" den ganz großen Schmachtfetzen in den Ring und schrammt haarscharf, aber gekonnt am Kitsch vorbei. Damit legt er die Meßlatte für die übrigen Tracks zwar nicht exorbitant hoch, die meisten der Songs bleiben dennoch darunter. Aalglatt ist die Produktion von "Back & fourth", belanglos Yorns Darbietung. Neben dem Opener ist höchstens die düstere Melancholie des abschließenden "Long time nothing new" erwähnenswert, in dem der weinschwangere Song auf einer schönen Pianomelodie davonschwebt. Da darf die erste und einzige Träne verdrückt werden. Ansonsten düdelt Yorns viertes Album in allgemeiner Teilnahmslosigkeit seinem Ende entgegen.
Mogis versucht währenddessen, "Back & fourth" eine andere Richtung zu geben. Mit der Fokussierung auf ruhige, überwiegend akustische, dennoch nicht mit großen Streichern geizende Songs beraubt er Yorn dessen letzte Spuren Rock'n'Roll. Damit fehlt nun eine Facette, die Yorn eigentlich ganz gut zu Gesicht stand. Was übrig bleibt, ist ein weitestgehend beliebiges Singer/Songwritertum ohne Ecken, Kanten oder auch nur ein kleines Bisschen künstlerische Ambition. Man könnte den Titel des letzten Songs von "Back & fourth" als späte Reflexion von Yorns Karriere werten. "Long time nothing new" eben.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Don't wanna cry
- Long time nothing new
Tracklist
- Don't wanna cry
- Paradise cove
- Close
- Social development dance
- Shotgun
- Last summer
- Thinking of you
- Country
- four years
- Long time nothing new
Referenzen
Spotify
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