Wavves - Wavvves

Bella Union / Cooperative / Universal
VÖ: 17.07.2009
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Der Scheitel der Parabel

All der Hype. All die Geschwindigkeit. All das "Eben noch auf dem Weg zur ersten Probe, jetzt schon unser Headliner" und "Pitchfork is the new NME" - da kann die Bühne schon mal zu Treibsand werden. Bei Nathan Williams AKA Wavves AKA eine gerade erst ins Kraut geschossene Surf-Punk-One-Man-Show kommen erschwerend hinzu: eine echte Versionen-Flut, mit der sein Zweitwerk "Wavvves" durch verschiedene Plattenlabel streamte. Dann der auf wenige Monate eingedampfte Veröffentlichungszyklus zwischen Debüt und Nachfolger, der durch einige Titelüberschneidungen und zwei dahingeschusselte Platten-Cover zusätzlich torpediert wird. Und schließlich Williams' recht ausgeprägte chemische Experimentierfreude - konterkariert durch eine noch nicht ganz austrainierte Alkoholleber.

Zwischen all diesen ebenso vollen wie leeren Packungen mag sich Williams schon die Frage gestellt haben, was genau er jetzt eigentlich anzubieten hat. Und es ging ihm - ausgerechnet beim Primavera Sound Festival - toxisch infiltriert die Hutschnur hoch. Zur Belohnung wurde er mit Schuhen und Flaschen beworfen. Sein Schlagzeuger entleerte zunächst ein Bier über Williams' Kopf, darauf die Bühne und schließlich auch die Band von seiner Anwesenheit. Nun ist Williams auch live vollkommen allein. Hat die Europa-Tour abgesagt und, glaubt man den Bloggern und Postillen, seine gerade erst durchstartende Karriere kopfüber in den Sand gesetzt. Man muss sagen: Zumindest das mit den Drogen nahm man ihm danach unumwunden ab.

Hört man "Wavvves", so kann man sich nur zu gut einen LSD-Trip vorstellen, zu dem die Protagonisten mit blutigen Wangen an Häuserwänden entlangschrabbeln, um sich ihren Scheitel in Form zu ziehen. Der Sound scheint sich wie in Watte gepackt durch ganze Bergmassive zu boxen. Auf seinem Weg durchs Gemäuer streift er allerdings allerlei Elektrifiziertes, Verkabeltes und Übersteuertes, sodass es überall prasselt, kratzt und knallt, Nervenenden mit Kupferdrähten verlötet. Songs wie "To the dregs", "No hope kids" oder "So bored" zucken daraufhin mit Starkstromschlägen durch Surf-Rock, Punk, Psychedelic und LoFi-Noise. Williams' Gitarre ätzt aus den Refrains melancholische Betonungen heraus. Und wirft ihnen Gesänge hinterher, die die Beach Boys stockbesoffen und um Gnade winselnd in einem Öltank versinken lassen. "Ahuuuuhahuuuus" umfliegen den Hörer wie extrem bissige Sonnenstrahlen. Sie hallen, gurgeln und schmirgeln, sind Todesschrei, Klagegesang und Party-Gegröhl gleichermaßen.

Dafür, dass derlei Singsang wieder hoch im Kurs steht und umso lieber genommen wird, je zerstörerischer er daherkommt, hat in letzter Zeit so einiges gesorgt, das der neue NME zur übernächsten heißen Kartoffel gekürt hat. Dass ganze Karrieren derart schnell wieder abgesagt werden, ist hingegen neu. Zumal Williams nun wirklich nichts dafür kann: Sein Panoptikum aus Surfern, Dämonen und Goths ist kunterbunt, flimmert wie 40 Grad im Schatten, ist Breitensport für all diejenigen, denen die White Stripes dann doch zu sehr Fußball-Schlachtruf geworden sind. Dennoch verbleibt vor allem eine flirrende, elektrische Leere, wenn mit "Killr punx, scary demons" und "Surf goth" die letzten Funken eher knistern als sprühen. "Wavvves" hat sich in der Tat leergespielt, bis auf den letzten Tropfen ausgepresst und erschöpft. Ging bei Williams alles einfach nur viel zu schnell, so hat auch seine Musik sowohl Reaktionszeit als auch Aufmerksamkeitsspanne einer (hunds)gemeinen Stubenfliege. Ob sie auch deren Lebensdauer hat, muss sich erst noch erweisen.

(Tobias Hinrichs)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • To the dregs
  • So bored
  • No hope kids
  • Surf goth

Tracklist

  1. Rainbow everywhere
  2. Beach demon
  3. To the dregs
  4. Sun opens my eyes
  5. Gun in the sun
  6. So bored
  7. Goth girls
  8. No hope kids
  9. Weed demon
  10. California goths
  11. Summer goth
  12. Beach goth
  13. Killr punx, scary demons
  14. Surf goth
Gesamtspielzeit: 36:25 min

Im Forum kommentieren

Bonzo

2015-02-24 16:56:29

Afraid of heights ist auch ein super Album

xspiralx

2013-09-13 15:40:07

Neues Lied.

Hallo Freunde

2010-12-27 00:56:48

Eine sehr gute Sommerplatte. Gefällt mir von den drei Alben am besten =)

Soeren

2010-08-12 12:12:28

king of the beaaaach.
hab wavves neulich am beach in kobenhavn gesehne, war super!

cargo

2010-08-12 09:51:39

Kein "Super Soaker" in den Highlights???

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum