The Number Twelve Looks Like You - Worse than alone
Eyeball / CargoVÖ: 17.04.2009
Aufruhr im Oberstübchen
Musik kann manchmal ganz schön langweilen. Das Ohr gewöhnt sich mit der Zeit schließlich an alles und hört sich irgendwann satt, sei es nun an Hip-Hop, Jazz, Metal, Blues oder Florian Silbereisen im Remix von The Prodigy - unterm Strich: Alles Popmusik! Die Folge ist nun, dass man wie besessen nach stets neuerem, eigenständigerem und wohl auch krankerem Stoff sucht, dabei selten Gutes findet und irgendwann völlig entnervt zu seinen Klassikern von vor fünf Jahren zurückwechselt. So zumindest die typischen Leiden jedes Musiknerds, welche The Number Twelve Looks Like You definitiv auch sind.
Was dies nun für ihre Musik heißt, ist ziemlich symbolisch kurz zusammengefasst: Man stelle sich ein paar Riesenbabys vor, die ihre Tonnen von bunten Legosteinen aus Kindertagen wiedergefunden haben und nun einfach drauflos bauen. Stein auf Stein, irgendwie, scheinbar wahllos ohne System, oft unter betäubendem Lärm der anderen Dreikäsehochs, aber irgendwie doch ganz schön clever für ihr Alter. Zwar weiß man hinterher nicht so ganz genau, was dieser fertige Zwei-Meter-Turm darstellen soll, aber er steht immerhin solide im Raum. Und zwar genau so lange, bis von links das Rebellenkind im Death-Metal-Strampler anspringt und cholerisch um sich schlägt. Einen auf freigelassenen Godzilla macht und alles binnen Sekunden einreißt. Konstruktion und Dekonstruktion im Anfangsstadium.
The Number Twelve Looks Like You sind nämlich einfach sechs jugendlich-naiv gebliebene Typen, die sich zum Glück ein paar seltene Charaktereigenschaften konsequent bewahrt haben: Niemals stillstehen, alles ausprobieren, immer weiterentwickeln, keine aufgesetzten Sachen abliefern, mit bestechenden Konventionen abrechnen. Und vor allem, das Beste: Einfach handeln, einfach machen! Genau deswegen klingt "Worse than alone" nun auch so unerschrocken ehrlich, zu keiner Zeit aufgesetzt konstruiert und vor allem so verdammt abwechslungsreich. Aber man merkt eben auch, und das ist der Unterschied zu vielen anderen Genrekollegen, dass die Band etwas im Kopf hat: Genie links, Wahnsinn in der rechten Ecke. Und beim Gongschlag ordentlich Backenfutter.
Das Album ist quasi eine Spielwiese, die zurück in die lauthalsige Vergangenheit der Band geht, gleichzeitig aber auch vermehrt überreife jazzige Einflüsse ausweist. Aber eben auch mehr Rock, mehr Death und mehr Progressive. Vielleicht sogar mehr Math. Alles ist möglich. Fakt ist aber, dass "Worse than alone" trotz vieler melodischer Parts aus einem gewissen Grundhass heraus entstanden sein muss - Hass auf die Engstirnigkeit vieler Bands, das Genredenken vieler Szenen, die Austauschbarkeit zeitgemäßer Musik und die Verplakativierung heutiger Artworks. The Number Twelve Looks Like You wollen unterm Strich fast zu viel, machen aber auch nichts falsch. Ihrer geringen Aufmerksamkeitsspanne sei Dank.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The garden's all nighters
- Retort, rebuild, remind
Tracklist
- Glory kingdom
- Given life
- To catch a tiger
- Marvin's jungle
- The garden's all nighters
- If they holler, don't let go
- Retort, rebuild, remind
- League of endangered oddities
- Serpentine
- I'll make my own hours
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- The Number Twelve Looks Like You (28 Beiträge / Letzter am 22.12.2009 - 01:49 Uhr)